Seianus gilt als einer der prominentesten Schurken der Geschichte: Er sei niederer Herkunft gewesen und habe sich ins Vertrauen des Kaisers eingeschlichen, bis man ihm die Regierungeschäfte überließ. Ferner habe er die Prätorianer kaserniert, um besser über sie gebieten zu können. Dank seiner übermächtigen Stellung plante er dann einen Staatsstreich.
Der Autor Dr. Meinhard-Wilhelm Schulz, der bereits das Bild Caesars zurechtrückte, hat nun auch die Quellen zu Seianus einer Revision unterworfen: Suetonius, Tacitus und Cassius Dio, die sich in der negativen Beurteilung des Mannes einig sind. Er hält ihre Aussage dann für besonders glaubwürdig, wenn sie für Seianus spricht.
So kommt er zum Ergebnis, dass unser tradiertes Bild nicht der Quellenlage entspricht: Seianus war weder von niederer Herkunft noch dachte er an einen Umsturz. Vielmehr fiel der rein theoretisch gefährliche Mann einer üblen Palastintrige zum Opfer.
Das Buch führt indirekt zu einer neuen Verdammung des Kaisers Tiberius, der seinen Kameraden aufgrund vager Beschuldigungen einfach umbringen ließ.