Er finanzierte als Lobbyist den Aufstieg des jungen Franz Josef Strauß und die Wahlkämpfe der CSU, war einer der dienstältesten Minister unter Konrad Adenauer, schuf die Grundlagen der deutschen Atomwirtschaft, stand viele Jahre an der Spitze der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und ist in der zeitgeschichtlichen Forschung dennoch kaum mehr als eine Randnotiz: Siegfried Balke. Dabei verspricht seine seltene Doppelkarriere in Wirtschaft und Politik ebenso aufschlussreiche wie spannende Erkenntnisse – über den Nutzen einer zwischen benachbarten Gesellschaftsbereichen rotierenden Elite sowie die Probleme eines politischen Amateurs unter Profis.Wie reagierte die berufspolitische Elite auf den exotischen Neuankömmling? Blieb Balke in Sachen Politik unbewandert oder professionalisierte er sich? Inwieweit löste er das Versprechen erhöhter politischer Entscheidungsqualität durch außerpolitisch rekrutierten Sachverstand ein? Können Quereinsteiger von einem Ausflug in die Politik profitieren oder haben sie unter ihrem Engagement zu leiden? Kurzum: Welche Lehren lassen sich aus Balkes Biografie für den Umgang mit Seiteneinsteigern und deren Wert für die politische Kultur ziehen?Robert Lorenz’ Studie analysiert erstmals im Hinblick auf politische Führung und ‘Cross-Over-Karrieren’ die Laufbahn eines Naturwissenschaftlers und Managers, der den Widrigkeiten des NS-Regimes trotzte, zum Angehörigen der Nachkriegselite aufstieg, um inmitten der ereignisreichen Ära Adenauer in die Politik zu wechseln und anschließend in den stürmischen 1960er Jahren einen Spitzenverband der westdeutschen Wirtschaft zu führen.
लेखक के बारे में
Robert Lorenz, Jahrgang 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Göttinger Institut für Demokratieforschung. Zuletzt erschien von ihm der Band ‘Seiteneinsteiger. Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie’ (hrsg. gemeinsam mit Matthias Micus).