In seinem ‘Herzensbrecher und Zungenmesser’ betitelten Nachwort zitiert Jakob Ossner den französischen Philosophen und Literaten Blaise Pascal: ‘Das Herz hat seine Vernunft, die der Verstand nicht kennt.’
Die Vernunft des Herzens korrespondiert mit der Unvernunft der Liebe – diesem Verhältnis nachzuspüren, in gereimten und ungereimten, strophischen und freirhythmischen Gedichten, immer den Sehnsuchts-Klang der Nachtigall im Dämmern der Nacht und die Enttäuschung-Melodie der Lerche beim hart-hellen Sonnenaufgang im Ohr, hat sich der Autor aufgemacht. In stets neuen Annäherungen seziert, definiert, erahnt und umkreist er, sprachlich seinem Gegenstand ‘Liebe’ mit Respekt begegnend, Spielarten dieser Liebe zwischen den Geschlechtern. Vom zarten ersten Blick, der Verliebtheit und Begierde über die Momente der geistigen, emotionalen und körperlichen Vertrautheit und Vereinigung, bis hin zur Verzweiflung in Trennung und Verlust, reichen die Themen wie auch die Gefühlslagen. Ein kleines lyrisches Beispiel aus dem Band:
Artistik
Lass mich
dein Netz sein,
dein doppelter Boden,
beim Drahtseilakt des Lebens.
Lass dich
in mich fallen,
vertrau dich mir an,
nach gelungenem Salto Mortale.
Lass uns
einander halten,
in Freude und Leid;
wir sind uns Applaus genug.
लेखक के बारे में
Autor von moderner wie streng formgebundener Lyrik sowie mehrerer Theaterstücke, Stücke, Libretti und etwas Prosa. Vieles ist veröffentlicht, aufgeführt, vorgelesen…
In diesem Jahr vollendet er sein 70stes Lebensjahr und stellt nun Veröffentlichtes und Unveröffentlichtes gesammelt der breiteren Öffentlichkeit vor.
Siegfried Carl lebt dann und wann, da und dort – Wanderer zwischen den Welten der Emotionen und des Intellekts. Er liebt Wein, Weib, Gesang und ist dennoch sein Leben lang ein liebenswerter Narr geblieben.
Impetus des Schreibens ist dem Autor seit langem unter anderem eine Idee junger Idealisten, um 1795 vorsichtig tastend von Hegel, Schelling und Hölderlin im sog. ‘Ältesten Systemprogramm des deutschen Idealismus’ entworfen:
‘Man kann in nichts geistreich sein, selbst über Geschichte kann man nicht raisonnieren – ohne ästhetischen Sinn. Hier soll offenbar werden, woran es eigentlich den Menschen fehlt, die keine Ideen verstehen, und treuherzig genug gestehen, daß ihnen alles dunkel ist, sobald es über Tabellen und Register hinausgeht.
Die Poesie bekömmt dadurch eine höhere Würde, sie wird am Ende wieder, was sie am Anfang war – Lehrerin der Menschheit; denn es gibt keine Philosophie, keine Geschichte mehr, die Dichtkunst allein wird alle übrigen Wissenschaften und Künste überleben.’