Unterhaltung wurde in Deutschland bereits seit der Aufklärung als Gegenteil von Bildung und Kultur und damit als minderwertig angesehen. Auch in der DDR verlangte das Regime von den Medien politische – und systemkonforme – Bildung statt purer Unterhaltung.
Wolfgang Mühl-Benninghaus beschreibt in seiner ostdeutschen Mediengeschichte das Ringen zwischen Staat, Kulturschaffenden und Konsumenten. Zwar versuchten Funktionäre, Form und Inhalt der Angebote in Funk, Fernsehen und Theater zu diktieren. Es zeigt sich jedoch, dass dies misslang. Auch die Unterhaltung in der DDR blieb subjektiv und eigensinnig, denn insbesondere die jungen Generationen ließen sich ihren Geschmack nicht vorschreiben. Unterhaltung diente letztlich auch im Arbeiter- und Bauernstaat vornehmlich der Entspannung.
विषयसूची
Inhalt
Vorwort 9
1 Unterhaltung im sozialdemokratischen Milieu 19 1.1 Bürgerliche Unterhaltungsvorstellungen um 1800 19 1.2 Auffassungen zur Unterhaltung bei Vertretern der frühen Arbeiterbewegung 26 1.3 Die Unterhaltungsangebote der organisierten Arbeiterklasse von den Anfängen bis zum Ende des Sozialistengesetzes 31 1.4 Unterhaltung im sozialdemokratischen Milieu vor dem Ersten Weltkrieg 41 1.4.1 Gesellige Unterhaltung als Norm 42 1.4.2 Schmutz und Schund in den Medien 44 1.4.3 Sozialdemokratische Vereinskultur 55 1.4.4 Von der Kneipe zum Volkshaus 60 1.4.5 Lesen als Unterhaltung 62 1.5 Unterhaltung in der organisierten Arbeiterbewegung der Weimarer Republik 66 1.5.1 Höhepunkt und Niedergang der milieugetragenen Vereinskultur 71 1.5.2 Unterhaltung durch Film und Rundfunk? 76
2 Zwischen Offenheit und alten Mustern – Unterhaltung in der SBZ 82 2.1 Befreiung und vielgestaltiger Neubeginn 82 2.2 Erziehende Unterhaltung – Der Einstellungswandel mit Ausbruch des Kalten Krieges 91 2.2.1 Frühe Positionsbestimmungen und erste Versuche, sie zu realisieren 92 2.2.2 Neue Wort- und Musikunterhaltung? 95 2.2.3 Die neuen Vereine und die Laienkünstler 108 2.3 Formalismus und Unterhaltung 110 2.4 Neue Theorien – neue Inhalte? 120
3 Unterhaltung in den 1950er Jahren 126 3.1 Die Auswirkungen des Aufstandes am 17. Juni 1953 auf die Unterhaltung 126 3.2 Unterhaltung zwischen weltanschaulicher Doktrin und Individualisierung als Gewerkschaftsaufgabe 135 3.2.1 Das scheinbar unlösbare Problem: Tanz- und Unterhaltungsmusik 139 3.2.2 Volkskunst ohne Rückhalt im Volk 142 3.2.3 Unterhaltung als Äußerung von Lebensfreude 145 3.3 Unterhaltung in Hörfunk und Fernsehen 147 3.4 Rock 'n' Roll und Halbstarke – Anfänge einer neuen Jugendkultur 152 3.5 Unterhaltung – Ein Beitrag zur politischen Stabilisierung? 159
4 Die goldenen Sechziger? Unterhaltung zwischen Aufbruch und ‘Kahlschlag’ 175 4.1 Unterhaltung zwischen Massenerlebnis und Individualisierung 175 4.2 Neue Tanzmusik aus Lauchhammer? 180 4.3 Überholen und Einholen – Unterhaltung zwischen Bitterfelder Konferenz und Siebenjahrplan 184 4.4 Die Kunst des Vergnügens 191 4.5 Singt das Lied des Sozialismus – Unterhaltung in den frühen 1960er Jahren 199 4.6 Unterhaltung durch den Klassenfeind 204 4.7 Mit der Volkskunst in die neue Zeit 207 4.8 Unterhaltungsdiskussionen zwischen Angebot und Nachfrage 210 4.9 Anfänge einer nachfrageorientierten Unterhaltung zwischen Deutschlandtreffen und Kahlschlag 213 4.9.1 ‘Bleibt taktvoll!’ 214 4.9.2 Die Sprache des Beat 222 4.9.3 Neue Inhalte und Formen in der Rundfunkunterhaltung 224 4.9.4 Das 11. SED-Plenum 229
5 Von den Folgen des Plenums bis zum Ende der Ära Ulbricht 236 5.1 Leben zwischen Aushandeln und Westverwandtschaft 236 5.2 Unterhaltungskunst und Heitere Muse 238 5.3 Liebe zur Heimat – neue mediale Unterhaltungsangebote 242 5.4 Unterhaltung in der Region 247 5.4.1 Bildungs- und Organisationsstrukturen für ein besseres Unterhaltungsangebot 247 5.4.2 Die neue Rolle der Jugendklubs 249 5.5 Unterhaltung als Mittel politischer Abgrenzung? 251 5.6 Die Suche nach alternativen Unterhaltungsangeboten, insbesondere für die Jugend 256 5.6.1 Beat im Klassenkampf 256 5.6.2 Die Singebewegung als Ausweg? 259 5.6.3 Die Unterhaltungsoffensive am Ende der Ära Ulbricht 263 5.4 Neue Momente (internationaler) Fernsehunterhaltung 269 5.5 Der VII. Parteitag und die sozialistische Unterhaltung 271
6 ‘Jedem nach seinen Bedürfnissen […]’ Unterhaltung in der Ära Honecker 275 6.1 Liberalisierungstendenzen im Zeichen des Machtwechsels 275 6.2 Die X. Weltfestspiele und der neue Aufbruch 282 6.2.1 Neue Musik, neue Themen 282 6.2.2 Neue Reihen im Fernsehen 290 6.3 Unterhaltung im Privaten 298 6.4 Die Wiederentdeckung der Volkskultur 304 6.5 Die Biermann-Ausweisung und ihre Folgen 307 6.6 Unterhaltungsangebote in den 1980er Jahren 315 6.
लेखक के बारे में
Wolfgang Mühl-Benninghaus ist Professor für Theorie und Geschichte des Films an der Humboldt-Universität Berlin.