Wollte man eine Art Rechenschaftsbericht über den Stand der philosophischen Forschung am Ende des 20. Jahrhunderts in Angriff nehmen, würden Ergebnisse eine prominente Rolle spielen, die insgesamt limitativen Charakter tragen und zur Bescheidenheit ohne Resignation anhalten. Das ist schon da der Fall, wo sich Perspektiven einer Gemeinsamkeit ergeben, mit der nicht zu rechnen war. Solche Konjunktionen zwischen ansonsten distinkten Darstellungsweisen ergeben sich aus der Art wie sie komponiert sind. Die Zugänge zu Formen solcher Konjunktionen nennt Lessing »Andeuten«. »Folglich kann die Mahlerey auch Handlungen nachahmen, aber nur andeutungsweise durch Körper« und so »schildert die Poesie«, so Lessing ergänzend, »auch Körper, aber nur andeutungsweise durch Handlungen«.
Lessing ist also nicht daran gelegen, begriffliche Synthesen anzubieten, die monopolisieren, sondern per Andeutungen heuristische Blicke auf Verwandtschaften freizugeben, die zur Toleranz gegenüber dem Eigensinn der Konjugate des Verwandten einladen. Das ist Lessings Version einer elastischen Aufklärung ohne Aufdringlichkeit.
लेखक के बारे में
Wolfram Hogrebe ist seit 2013 Professor emeritus für Philosophie an der Universität Bonn, vorher war er Professor für Philosophie an der Universität Düsseldorf und Jena. Zudem ist er Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien, von 1999–2003 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie. Zahlreiche Buchpublikationen zuletzt bei K&N: Phänomen und Analyse. Grundbegriffe der Philosophie des 20. Jahrhunderts in Erinnerung an Hegels Phänomenolologie des Geistes (2008).