Das Denken des rumänisch-französischen Schriftstellers E. M. Cioran (1911–1995) wurde oft als Skepsis begriffen. Dennoch hat Cioran keinen anderen Philosophentypus mit mehr Mißtrauen betrachtet als den Skeptiker: Dieser beschränke sich auf die philosophisch etablierten, »erlaubten Zweifel« an äußeren Tatsachen, er wende die Skepsis nicht auf sich selbst an. So entgingen dem methodischen Zweifler jene Einsichten, die allein die Verzweiflung bereithält. Verzweiflung ist der Zweifel an der eigenen Person, damit aber auch die zugleich destruktive und schöpferische Bewegung eines freigewordenen Denkens.
»Erlaubte Zweifel« bietet dem deutschsprachigen Publikum erstmals ein philosophisches Gesamtporträt Ciorans. In seinem Mittelpunkt steht das leidenschaftliche und polemische Verhältnis Ciorans zur Philosophie selbst, wie es ihn als Denker, als Leser sowie als Autor charakterisierte.
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Statt eines Vorworts
I. Vom Skeptizismus der Alten zur Verzweiflung der Modernen: Lektüren
Spätzeit – Kynismus – Kyrenaiker – Stoa – Epikur – Pyrrhonismus – Spätantike – Antike Lebensweisheit, christliche Sterbekunst – Gnosis – Buddhismus, Indien, Asien – Mystik – Moralistik – Montaigne – La Rochefoucauld – Pascal – Skepsisintegration – Hume – Achtzehntes Jahrhundert – Anthropologie – Nihilismus – Postromantik – Kierkegaard – Lebensphilosophie – Schopenhauer – Nietzsche – Klages – Psychoanalyse – Existenz-Philosophien – Heidegger – Sartre – Camus – Fortschrittsskepsis – Geschichtsskepsis – Sprachskepsis – Wittgenstein – Negativität – Verzweiflung
II. Der Gelegenheitsdenker: Begriffe und Befindlichkeiten
Antiphilosophie – Launen, Affekte, Stimmungen – Ohnmacht, Allmacht, Repräsentation – Ehrgeiz – Schreiben (I): Notwehr – Schreiben (II): Ressentiment – Stilmodelle – Definitionsscheu – Meinungsfreiheit – Glaubensschwäche – Überfülle, Nichtsgefühl – Ekstase, Rausch, Klarsicht – Umkehr, Einkehr, Inversion —Täuschung, Enttäuschung, Erkenntnis – Sein, Schein, Erscheinung – Wahrheit – Volksweisheit, Alltagswissen, Common Sense – Weisheit – Wut – Welt-Verhältnisse – Hochmut, Demut, Selbstgefühl – Einsamkeiten – Schmerz, Krankheit, Leid – Kindheit, Glück, Unglück – Trauer, Schwermut, Melancholie – Ironie, Selbstironie, Lächerlichkeit – Indifferenz, Gleichmut, Apathie – Langeweile – Müßiggang – Armut, Elend, Verkommenheit – Scheitern – Selbstmord
III. Von den Gipfeln der Verzweiflung zur Skepsis auf dem Podest: Schriften
Auf den Gipfeln der Verzweiflung (1934) – Das Buch der Täuschungen (1936) – Die Verklärung Rumäniens (1936) – Von Tränen und von Heiligen (1937) – Gedankendämmerung (1940) – Über Frankreich (1940/41) – Leidenschaftlicher Leitfaden (1941–1944) – Lehre vom Zerfall (1949) – Syllogismen der Bitterkeit (1952) – Dasein als Versuchung (1956) – Über das reaktionäre Denken: Zu Joseph de Maistre (1957) – Geschichte und Utopie (1960) – Der Absturz in die Zeit (1964) – Die verfehlte Schöpfung (1969) – Valéry und seine Idole (1970) – Vom Nachteil, geboren zu sein (1973) – Gevierteilt (1979) – Widersprüchliche Konturen (1986) – Der zersplitterte Fluch (1986) Porträt Ciorans während verschiedener Lebensalter, nach Mitteilungen von ihm selbst und anderen
Literaturverzeichnis, Personenregister