Behinderte und psychisch Kranke wurden in der stalinistischen Sowjetunion diskriminiert. Viele von ihnen überlebten die nationalsozialistische Mordpolitik nicht. Nach 1945 blieben sie in der Ud SSR, im Ostblock und auch im Westen als Opfer des Zweiten Weltkrieges vergessen.
Unter welchen Umständen lebten Behinderte und Kranke in der Ud SSR vor dem deutschen Überfall? Wie wurden sie in der sowjetischen und deutschen Propaganda dargestellt? Wie entwickelte sich das sowjetische Gesundheitswesen? Waren eugenische Theorien in der Sowjetunion im Umlauf? Wie verliefen die nationalsozialistischen Kranken- und Behindertenmorde in den besetzten Gebieten? Wie lässt sich die schleppende Aufarbeitung dieser Verbrechen nach 1945 erklären? Wie war die Lage von Kranken und Behinderten in der Ud SSR, im Ostblock und im postsowjetischen Raum? Forscher aus Weißrussland, Russland, Deutschland und der Ukraine analysieren diese und weitere bislang wenig erforschte Probleme, welche große Bevölkerungsteile betrafen. Es werden dabei umfangreiche, lange Zeit gesperrte und bis heute für westliche Wissenschaftler kaum zugängliche postsowjetische Archiv- und Bibliotheksbestände ausgewertet.
Circa l’autore
Rainer Hudemann, geb. 1948, studierte in Heidelberg, Kiel, Paris und Trier. Promotion 1976 und Habilitation 1984 Universität Trier. Lehrstuhlvertretung Heidelberg 1984–1985. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität des Saarlandes 1985–2013. Professor für Histoire contemporaine de l’Allemagne et des pays germaniques an der Universität Paris-Sorbonne 2010–2015. Gastprofessuren Hebrew University, Sciences Po Paris.
Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören der politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Wiederaufbau nach dem II. Weltkrieg, Geschichte der Sozialpolitik und der Kriegsopfer, Geschichte der politischen Parteien, Urbanisierung im europäischen Vergleich, Deutschland und Frankreich im Vergleich, transnationale Transfer- und Erinnerungsprozesse.