Ein weiterer Roman über das frühe Mittelalter mit farbenfreudigem Kolorit, viel Sachkenntnis und Liebe zum Detail, in dem die Entstehung des ältesten noch bestehenden Nationalstaates in Europa – Portugal – in beeindruckender Sprache geschildert wird. Die wilden Leidenschaften der damaligen Periode werden lebhaft sichtbar gemacht.
Neben der üblichen Schilderung der herrschenden Oberschicht kommt auch deren beißendster Kritiker – der Hofnarr -, der dank seiner ‘Narrenfreiheit’ eine Art vor ‘gesellschaftlichem Korrektiv’ darstellte in seinem Elend und seiner Pracht zur Geltung.
‘Es war der Narr, der in diesem Augenblick despotisch herrschte, tyrannisch und unerbittlich, und über Stunden hinweg sein zerbrechliches Herrschaftssymbol in ein eisernes Szepter verwandelte; und stolz wie auf einem Königsthron – vielleicht sogar noch mehr als auf einem Thron – richtete er sich nun über seine elende Existenz empor, denn er konnte in diesen Augenblicken mit Fug und Recht behaupten: „Auch die Könige sind meine Sklaven!“.
Circa l’autore
Alexandre Herculano (siehe auch die vielen Seiten in Wikipedia) , 1810-1877 ist der bedeutendste portugiesische Autor des 19. Jahrhunderts.
Nach vielen Jahren des Brachliegens der portugiesischen Literatur, begann er eine neue Art der Literatur zu erschaffen. In Portugal selbst hatte er dafür keine Vorbilder; aber die Literatur in England (Walter Scott) mit seinen historischen Romanen und auch in Frankreich gaben ihm jedenfalls einen Anstoß in die neue Richtung, für die er dann – als Historiker aber auch als gebildeter, mehrsprachiger Mensch – eigenes Material zusammensuchte.
Er wurde meines Wissens allerdings noch nie übersetzt, da seine Sprache im wörtlichen Sinne ‘gewaltig’ ist, was für eine Übersetzung große Schwierigkeiten bereitet.