Wie erzählt man das Unsagbare, für das nicht nur die Zuhörer, sondern auch die Begrifflichkeiten jahrzehntelang fehlten?
Andrea Petö stellt sich mit ihrer Pionierstudie der Herausforderung, die Geschichte der Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung zu erzählen, speziell die der Massenvergewaltigungen von Frauen im Zweiten Weltkrieg durch deutsche, sowjetische und ungarische Soldaten in Ungarn.
Eine solche Studie steht vor mehrfachen Problemen, theoretischer und methodischer Natur: So muss sie einen Weg finden, mit der jahrzehntelangen Tabuisierung – die private und politische Gründe hatte – umzugehen. Petö bedient sich der feministischen Methodik, um Antworten auf folgende Fragen geben zu können: Welche Ereignisse und Narrative haben die kollektive Erinnerung an Kriegsvergewaltigungen geformt? Was trug zur Spirale aus Schweigen und Unsagbarkeit bei? Und schließlich: Wie kam es dazu, dass die Geschichte der Kriegsvergewaltigungen zu einer viel genutzten Waffe auf dem Schlachtfeld der zeitgenössischen Erinnerungspolitik wurde?
Circa l’autore
Andrea Pető, geb. 1964, ist Professorin am Lehrstuhl für Gender Studies an der Central European University in Wien. Ihre Forschungsgebiete sind Gender History und Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert. 2005 wurde sie mit dem Ehrenverdienstkreuz der Republik Ungarn ausgezeichnet, 2018 erhielt sie den Madame de Staël-Preis für kulturelle Werte aller europäischen Akademien (ALLEA). Sie ist Doktor Honoris Causa von der Universität Södertörn, Stockholm, Schweden.
Ihre Werke sind in 23 Sprachen übersetzt.
Krisztina Kovacs lebt und arbeitet als Übersetzerin und Dolmetscherin in Budapest. Sie hat zahlreiche Bücher aus den Bereichen Geschichte, Kulturwissenschaften und Kunst für Verlage, Kulturinstitutionen und Museen übersetzt.