Beschleunigungen, Zeitlupen, Absencen: Verschiedenste Formen der Zeitdehnung und Zeitraffung sind charakteristische Merkmale des aktuellen Kinos. Seit den 1960er Jahren werde n im Film immer kühnere Expeditionen in neue Zeitdimensionen gewagt. Dabei ist der zunehmende Einsatz dieser Stilmittel keineswegs eine Modeerscheinung, sondern der filmästhetische Ausdruck des vielschichtigen menschlichen Zeitempfindens. Unsere täglichen ‘Zeitreisen’, Erinnerungen, Absencen und Irritationen werden durch sie thematisiert und sinnlich erfahrbar gemacht.
Andreas Becker geht den Verfahren der Zeitdehnung und Zeitraffung nach und interpretiert sie mit Bezug auf Edmund Husserls phänomenologische Theorie des Bildbewusstseins. In zahlreichen Beispielanalysen erkundet er im zweiten Teil des Bandes ihre Potentiale in Filmen von Michelangelo Antonioni, Sam Peckinpah, Arthur Penn, Brian de Palma, Bruce Lee, François Truffaut, Werner Herzog, Stanley Kubrick, Gus Van Sant, Wong Kar-wai, Andrej Tarkowskij, Leni Riefenstahl, Louis Malle, Lars von Trier und anderen.
Circa l’autore
Andreas Becker, Dr. phil., Studium an der Philipps-Universität Marburg; Promotion am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt a.M.; von 2007 bis 2014 wiss. Mitarbeiter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität, 2014 bis 2016 Eigene Stelle als Leiter des DFG-Projekts Yasujirō Ozu und der westliche Film, seit April 2016 Assistant Professor an der Keiō-Universität Tōkyō. Arbeitsgebiete: Japanischer und westlicher Film, Zeitdarstellung im Film, komparative Ästhetik und Phänomenologie des Films, Literatur- und Medientheorie.