Die digitale Vernetzung bringt einen Paradigmenwechsel mit sich, der in seiner Konsequenz genauso weitreichend ist wie der Buchdruck. Sie hat Konsequenzen bis in die Tiefenstruktur des Denkens, der Empfindung und des Habitus. So brauchten wir heute eine digitale Anthropologie, eine digitale Ethik oder
Politologie. Die digitale Kommunikationsrevolution führt vor allem zur Erosion des öffentlichen Raumes, in den früher Informationen hinausgetragen und in dem Informationen auch erworben wurden. Informationen werden im privaten Raum produziert und ins Private kommuniziert. Diese Veränderung des Informationsflusses hat Konsequenzen in vielen Lebensbereichen, auch im Politischen.
Circa l’autore
Spätestens als 2010 sein Essay ›Müdigkeitsgesellschaft‹ erschien und zum Überraschungserfolg des Jahres avancierte, hatte sich der Philosoph Byung-Chul Han auch als geistreicher Zeitdiagnostiker und scharf blickender Gegenwartsbeobachter etabliert. Geboren in Seoul, promoviert in Freiburg mit einer Arbeit zu Heidegger, war er einige Jahre Professor für Philosophie an der Hf G in Karlsruhe, bevor er in diesem Jahr an die UDK Berlin wechselte. Hans Monografien (u.a. ›Philosophie des Zen-Buddhismus‹, ›Topologie der Gewalt‹), Essays (u.a. ›Transparenzgesellschaft‹, ›Agonie des Eros‹) und Artikel sind stets pointiert- provokant und machen Zustände der Gesellschaft in einer Weise sichtbar, dass Han neben Agamben
und Žižek zu den wichtigsten Impulsgebern des Gegenwartsdiskurses gezählt werden muss.