Die Aufhebung der Geschlechterpolarität, die Christina von Braun in ihrem Beitrag im Kursbuch 192 als größte Veränderung der letzten 40 Jahre auf dem Gebiet von Geschlecht bezeichnet, stoße auf beträchtlichen Widerstand und zwar aus ganz unterschiedlichen Richtungen in der Gesellschaft. Er formiere sich in Kirche, Politik und Kultur ebenso wie in Wissenschaft und sogar auf feministischer Seite. Ein gemeinsamer Nenner dieses Gender-Bashings sei dabei genauso wenig auszumachen wie eine wirklich stringente Argumentation. Denn letztlich würden diese bislang stabilen Kritikformen, die Gender kategorisch verurteilen, nur verbergen, dass in und mit ihnen immer auch über die flexiblen Grenzen der sozialen Zugehörigkeit verhandelt wird.
Circa l’autore
Christina von Braun, geb. 1944, ist Professorin i. R. für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Kodirektorin des Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Zuletzt erschien ‘Verschleierte Wirklichkeit. Die Frau, der Islam und der Westen’ (zusammen mit Bettina Mathes).