Die Legende von Barlaam und Josaphat – von der Forschung in der Regel als eine aus Indien stammende Legende gehalten – verbreitete sich nach Byzanz und Europa, wo sie zu einem regelrechten Bestseller des Mittelalters wurde. Seit dem 12. Jahrhundert und nach verschiedenen lateinischen Vorlagen – der so genannten Vulgata, deren Epitomen in der Legenda aurea des Jacobus de Voragine und im Speculum historiale des Vinzenz von Beauvais (13. Jh.) – sind in praktisch allen europäischen Volkssprachen Vers-, Prosa- und Dramenfassungen entstanden.
Der erste Teil dieses Buches bietet eine Darstellung der Stofftraditionen von den orientalischen Fassungen bis zu den okzidentalischen volkssprachlichen Versionen des ausgehenden Mittelalters. Für ca. 60 Versionen in über 200 Handschriften und Frühdrucken bietet dieser handbuchartige Teil Informationen zur handschriftlichen Überlieferung und zur Forschungsgeschichte sowie eine kurze Textbeschreibung.
Anhand eines kleineren Textkorpus, das eine mittelhochdeutsche (13. Jh.), eine altfranzösische (13. Jh.) und eine altkastilische (14. Jh.) Fassung beinhaltet, widmet sich der zweite Teil mit kulturwissenschaftlichen und poetologischen Interpretationsfragen.
Circa l’autore
Constanza Cordoni, Universität Wien, Österreich.