Lebenssorge zwischen Arbeit und Liebe
Das Konzept der Lebenssorge umfasst den Bereich des menschlichen Versorgens in Erziehung und Bildung, Gesundheit und Krankheit, Alter und Sterben. Im Zentrum steht dabei die Problematik sozialer Ungleichheit, die historisch unlösbar mit Lebenssorge verbunden war: Ihr Nutzen und ihre Last waren zwischen Herr und Knecht, Mann und Frau, eigenen und fremden Leuten ungleich verteilt.
Vor diesem Hintergrund stellt Cornelia Klinger die drei Lebenssorgeregime der modernen westlichen Gesellschaft in den Mittelpunkt ihres Buches: das bürgerlich-familiale Konzept des 19. Jahrhunderts, das national- und wohlfahrtsstaatliche Modell des 20. Jahrhunderts und Ansätze zu einer marktwirtschaftlich profitorientierten Organisation von Lebenssorge auf ‘care markets’ und in ‘creative industries’ unter einem neoliberalen Kapitalismus seit den 1980er-Jahren. Die Care-Krise, die gegenwärtig massiv zutage tritt, so ihr Befund, resultiert aus den Problemen aller drei Regime, die auch durch Kombination (‘welfare mix’) nicht gelöst werden.
Circa l’autore
Cornelia Klinger denkt und lebt sorglos in Hamburg und lehrt kostenlos, als außerplanmäßige Professorin für Philosophie an der Universität Tübingen.