Die Bedeutung von Religion in bioethischen Diskursen hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erfahren. Unter diesem Stichwort verbirgt sich ein ganzes Bündel unterschiedlicher Probleme. Es geht dabei sowohl um den Einfluss, den die Kirchen und religiöse Akteure auf politische Entscheidungsprozesse nehmen, als auch um die religiöse Prägung von Mentalitäten, Argumentationen und Begriffen.
Obwohl sich häufig auf dieselben Texte und dieselben theologischen Traditionen berufen wird, ergeben sich große Unterschiede in der Bewertung konkreter gegenwärtiger Herausforderungen wie etwa der Stammzellforschung oder der Sterbehilfe im internationalen und interreligiösen Vergleich.
Es wird deutlich, dass für die Frage nach der Religion in bioethischen Diskursen die Einbindung in die jeweilige kulturelle Debattenlage von großer Bedeutung ist. Der Aufklärung dieses Zusammenhangs von Religion und Bioethik dient der Band. Die Beiträge zeigen in unterschiedlicher disziplinärer und methodischer Annäherung die Verflechtungen von Religion und Bioethik in unterschiedlichen Ländern (Europa und Israel) mit unterschiedlichen religiösen Landschaften. Auch wird danach gefragt, wie auf diesem divergenten kulturellen Hintergrund gemeinsame Perspektiven der Bioethik zu entwickeln sind.
Circa l’autore
Friedemann Voigt, Ludwig-Maximilians-Universität München.