Johanna Moosdorf hat autobiographisches Material in einen Jahrhundertroman verwandelt: Sie erzählt die Geschichte der Schriftstellerin Jenny Meininger und ihres Mannes, des Juden Karl Meerstern. Eine Geschichte, die genau und unerbittlich das 20. Jahrhundert widerspiegelt. Johanna Moosdorf schreibt gegen das Vergessen an, steht auf der Seite der Unterdrückten, Gedemütigten, spricht im Namen der Opfer. Jahrhundertträume und -alpträume zwischen Liebe und Tod sind es, von denen die Autorin erzählt: eine Trauerarbeit von großer Glaubwürdigkeit.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
Circa l’autore
Johanna Moosdorf wurde 1911 in Leipzig geboren. Sie schrieb schon als Kind Erzählungen und Gedichte. 1932 heiratete sie Paul Bernstein, der Jude war und kurz vor Kriegsende in Auschwitz ermordet wurde. Sie konnte mit ihren beiden Kindern in die Tschechoslowakei fliehen und kehrte kurz vor Kriegsende nach Leipzig zurück. Zunächst arbeitete sie als Feuilletonredakteurin der ›Leipziger Volkszeitung‹, in den Jahren 1947–1948 als Chefredakteurin der literarischen Zeitschrift ›März‹. Ab 1950 lebte sie als freie Schriftstellerin in West-Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen und Lyrikbände, darunter ›Die Andermanns‹, ›Fahr hinaus in das Nachtmeer‹, ›Die Freundinnen‹, ›Jahrhundertträume‹, ›Die Tochter‹ und ›Franziska an Sophie‹. 2000 starb Johanna Moosdorf in Berlin.