Den einen Islam gibt es nicht. Was wir »Islam« nennen, ist äußerst komplex. Neben dem offiziellen Schrift- und Gesetzesislam, den fundamentalistischen Strömungen eines politisierten und ideologisierten Islam sowie dem klassischen Sufismus gibt es in dieser vielgestaltigen religiösen Welt eine weitere, von Wissenschaftlern beinahe totgeschwiegene Facette: die in indigenen Traditionen verwurzelte, gefühlsbetonte Religiosität von Muslimen. Magisch akzentuiert, mit allen Sinnen erfahrbar, »volkstümlich« und in Lokalkulturen eingebettet, vielstimmig, mehrdeutig, hybrid und interreligiös zeigt sich hier ein gelebter »Islam von unten«. Der Ethnologie und Islamwissenschaftler Jürgen Wasim Frembgen führt uns in eine Welt voller Heiligenverehrung, Riten, Wallfahrten, Derwischtum und Geister- und Dämonenglaube.
Circa l’autore
Jürgen Wasim Frembgen, geb. 1955, promovierter Ethnologe, habilitierter Islamwissenschaftler und Autor; studierte an den Universitäten von Bonn und Heidelberg. Außerplanmäßiger emeritierter Professor für Religions- und Kulturgeschichte des Islam am Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ehemaliger Hauptkonservator und Leiter der Orient-Abteilung am Museum Fünf Kontinente in München. Seit 1981 unterrichtet er Ethnologie und Islamkunde an verschiedenen Universitäten in Deutschland und Österreich. Ferner war er Gastprofessor an der Quaid-i-Azam Universität in Islamabad, am National College of Arts in Lahore sowie der Ohio State University in Columbus, Ohio/USA.