Mit diesem e Book beginnt eine Reihe, die über das Private nachdenkt. Der Germanist und Philosoph Karol Sauerland macht mit ‘Mut zum Privaten, zur Privatheit’ den Anfang.
Sauerland skizziert in seinem Essay die Veränderungen unserer Vorstellungen vom Privaten. Er spannt einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart und kommt dabei im besten Sinne immer wieder von seinem Vorhaben ab. Vor allem aber verteidigt Sauerland das Private und erinnert an die notwendige Fähigkeit zur Einsamkeit.
Der Künstler und Musiker Detlef Klepsch macht mit einer Sammlung von Zeichnungen eine persönliche Anmerkung zu Sauerlands Essay. Hier nehmen die Gruppe, das Paar, der/die Einzelne eine mögliche Gestalt an.
Circa l’autore
Karol Sauerland, 1936 als Sohn deutscher Emigranten in Moskau geboren, machte in Halle/Saale das Abitur und studierte von 1955 bis 1957 Philosophie an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. 1957 musste er dieses Studium auf Grund seines Engagements für den politischen Umbruch in Polen aus politischen Gründen abbrechen und arbeitete zunächst in Ost-Berlin eine Zeitlang als Hilfsarbeiter, übersiedelte dann aber nach Polen, wo er bald die polnische Staatsbürgerschaft annahm. Von 1958 bis 1963 studierte er in Warschau Mathematik und Germanistik. Mit einer Arbeit zu Wilhelm Diltheys Erlebnisbegriff wurde er im Jahre 1970 promoviert. 1975 habilitierte er sich an der Universität Warschau mit einer Arbeit zu Adornos Ästhetik.
Bereits im Jahr der Habilitation zum Universitätsdozenten ernannt, leitete Karol Sauerland seit 1977 die Abteilung für deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Warschauer Universität. Von 1979 bis 1986 hatte er den Lehrstuhl für Germanistik an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń inne, den er – 1980 der Gewerkschaftsbewegung Solidarność beigetreten und bald in deren Vorstand an der Universität Toruń gewählt – aus politischen Gründen bald wieder verlor. In diesen Jahren war er verschiedensten staatlichen Schikanen (Hausdurchsuchungen, Verhöre, achtundzwanzigmalige Ablehnung von Anträgen auf Auslandsreisen etc.) ausgesetzt. Erst 1989 wurde er durch den Staatsratsvorsitzenden Polens offiziell zum Professor ernannt, obwohl ein entsprechender Antrag auf Verleihung der Professur bereits 1982 von der Fakultät gestellt und vom Senat bestätigt, von der kommunistischen Partei Polens jedoch blockiert worden war. Seither leitete er bis zum Jahre 2005 die Abteilung für Literaturwissenschaft seiner Universität.
Karol Sauerlands wissenschaftliches Werk hat in Deutschland breite Anerkennung erfahren, die sich 1993 in der Berufung in den Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und 1995 in der Verleihung des Humboldt-Preises der Alexander-von-Humboldt-Stiftung niederschlug. Zudem wurden ihm zahlreiche Einladungen zur Wahrnehmung von Gastprofessuren zuteil. 1988 lehrte er als Vertreter von Adolf Muschg an der ETH Zürich, im Wintersemester 1988/89 und 1997 hatte er eine Gastprofessur an der Universität Mainz inne. 1994 war er Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin sowie Gastprofessor an der dortigen Freien Universität. Im Wintersemester 2004/05 lehrte er für zwei Semester am Fritz-Bauer-Institut der Universität Frankfurt am Main und im Wintersemester 2005/06 an der Universität Hamburg. 2008 nahm er die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an der Universität Kassel wahr. 2009–2011 lehrte Sauerland am germanistischen Lehrstuhl der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität in Ústí nad Labem. (Aus: Wikipedia)