Dem Alltagsverständnis zufolge bringt uns die Wahrnehmung in einen Kontakt mit der Wirklichkeit. Die Stabilisierung der Wahrnehmungsgewissheit ist tief im subjektiven Bildungsprozess verankert, hat sich alltagspraktisch bewährt und in der Sprache sedimentiert. Andererseits hat sich durch Erfahrungen kultureller Diversität und sozialer Differenz auch die Auffassung verbreitet, dass die Welt nur gleichsam durch die Brille spezifischer Herkünfte und Zugehörigkeiten wahrgenommen wird. Die Spannung zwischen realistischen und konstruktivistischen Interpretationen des menschlichen Weltbezugs bildet die Ausgangssituation, mit der sich die Beiträge zu dem geplanten Sammelband In Kontakt mit der Wirklichkeit. Interdisziplinäre Beiträge zur Situiertheit der Wahrnehmung auseinandersetzen. Ziel ist es, die Wahrnehmungsgewissheit des direkten Realismus zu verteidigen, ohne die berechtigten Einwände außer Acht zu lassen. Nicht nur der Begriff der Wahrnehmung wird dabei einer grundlegenden Prüfung unterzogen, sondern auch der Begriff der Wirklichkeit und mit ihm ein angemessenes Verständnis davon, als leiblich verkörperte Individuen in einer gemeinsam geteilten Welt zu sein.
Circa l’autore
Magnus Schlette, Research Center of the Evangelical Study Community, Heidelberg; Christian Tewes, Alanus University, Mannheim, Germany.