Leibniz’ Briefwechsel wird 1705/06 vor allem von den politischen und militärischen Großereignissen bestimmt, über deren Verlauf sich Leibniz informieren lässt und zu denen er eigene Einschätzungen an seine Korrespondenten weitergibt: Zum Spanischen Erbfolgekrieg, zum Nordischen Krieg und zu der Aussicht des Hauses Hannover auf die Thronfolge in England. Um letztere zu forcieren und eine Einladung der Kurfürstin Sophie nach England zu erzwingen, entwirft und publiziert er im Namen von Rowland Gwynne ein Pamphlet, das in London jedoch das genaue Gegenteil bewirkt und im dortigen Parlament zum Skandal wird. Im Bereich der Philosophie greift Leibniz in die zwischen J. Le Clerc und P. Bayle geführte Diskussion um das Werk von R. Cudworth, The true intellectual system of the Universe, 1678, mit seiner Considération sur les principes de vie, et sur les natures plastiques, ein. Im August 1705 erreicht Leibniz’ Korrespondenz mit den China-Missionaren (J. Bouvet, J. de Fontaney, Ch. Le Gobien, A. Verjus, C. Visdelou) einen letzten Höhepunkt. Der Austausch mit dem Pariser Oratorianer J. Lelong widmet sich weiterhin nebeneinander Bibel-Bibliographie und dem Streit um die Anwendbarkeit des Differentialkalküls.
Circa l’autore
Michael Kempe, Malte-Ludolf Babin, Gerd van den Heuvel und Regina Stuver, Leibniz-Archiv/Leibniz-Forschungsstelle Hannover.