Welche Rolle spielen biographische Prägung, Geschlechtszuschreibungen und die soziale Herkunft für die Wahrnehmung, das leibliche Empfinden und den Umgang mit dem eigenen Körper? Sind Phänomene wie Burn-out und Erschöpfungsdepression Ausdruck einer gegenwärtig konstatierten entfremdeten Körperkultur? Und wie lassen sich diese Fragen im Rahmen der Biographieforschung überhaupt untersuchen?
In Anknüpfung an Bourdieu, Butler und Foucault nimmt Maren Otte das Sprechen über den eigenen Körper als Praxis der Selbstpositionierung in den Blick und weist anhand von biographischen Interviews mit Studierenden aus Nicht-Akademikerfamilien nach, dass die individuelle Objektivierung des Körpers als Erklärung für einen entfremdeten Umgang mit ihm nicht ausreicht. Sie rekonstruiert vielmehr das Sprechen als Ort der Verhandlung geltender Diskurse einerseits und (interaktiver) Prozesse der Anerkennung, Identifikation und Differenzbildung andererseits.
Über den fallübergreifenden Vergleich von Erzählmotiven und biographischen Selbstdarstellungen zeigt Otte darüber hinaus, wie sich ein spezifischer Habitus bei Bildungsaufsteigern auch in ihrem Körper-Selbstverhältnis widerspiegelt.
Sie macht damit deutlich, dass sich soziale Ungleichheiten sowie Geschlechtszuschreibungen bis heute in die Perspektive auf den Körper und damit auch in die Umgangsweisen mit dem Körper einschreiben.
Das Buch richtet sich nicht nur an Studierende der Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie, sondern auch allgemein an Interessierte am Thema Sicht auf den eigenen Körper.
Circa l’autore
Maren Otte, Jahrgang 1982, studierte Erziehungswissenschaften und Philosophie an der Technischen Universität Berlin und promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Derzeit lebt und arbeitet sie in Berlin.