Abweichend vom orthodoxen Marxismus reduziert Adler indessen die Dialektik auf eine bloße Methodenlehre der Sozialwissenschaft, welcher keine Realdialektik des geschichtlichen Seins entsprechen soll. Ebenso lehnt Adler – darin einig mit anderen Theoretikern der zweiten Internationale wie Karl Kautsky und Karl Liebknecht – die Verbindung von wissenschaftlichem Sozialismus und Materialismus ab: der wahre Marxismus sei ‘in Wirklichkeit sozialer Idealismus’. Der historische Materialismus verkehrt sich für Adler im Grunde in subjektiven Idealismus. Sein besonderes Interesse galt denn auch folgerichtig einer erkenntniskritischen Grundlegung der Soziologie, in der die Marx’schen Motive eine Verbindung mit dem Transzendentalismus Kants eingegangen sind. Den formalen Begriff von Demokratie kritisierend, differenzierte Adler zwischen der politischen Demokratie als Herrschaftsorganisation der bürgerlichen Klasse und einer sozialen Demokratie, in der mit den Klassengegensätzen zugleich die Unterdrückung abgeschafft sein und an ihre Stelle eine ‘solidarische Verwaltungsreform’ der Gesellschaft treten solle. Die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft blieb für Adler gebunden an das Marx’sche ‘Zerbrechen der Staatsmaschinerie’ Adler schrieb diese Abhandlung im Jahr 1904.
Tabella dei contenuti
I. Der Gegenstand des Streites
II. Vorläufige Bestimmung des Begriffes der Geisteswissenschaften
III. Kurzer Abriss der Entwicklung der Geisteswissenschaften auf naturwissenschaftlicher Grundlage
IV. Der Ursprung des Streites
V. Erste Entwicklung der teleologischen Auffassung: Darlegung ihres Standpunktes
VI. Vom logischen Begriff der Wissenschaft
VII. Erkenntnistheoretische Wendung des Streites
VIII. Zweite Entwicklung der teleologischen Auffassung: Erkenntniskritische Begründung derselben
IX. Zwischenbemerkung: Wert und Bedeutung eines philosophischen Streites
X. Fixierung der Streitpunkte
XI. Marx’ Verhältnis zur Erkenntniskritik
XII. Die Provenienz des Zweckbegriffes
XIII. ‘Sollen’ oder ‘Müssen’ als Charakter der Denknotwendigkeit
XIV. Vom ‘Bewusstsein überhaupt’
XV. Der transzendentale Charakter der sozialen Erfahrung
XVI. Wahr und Falsch kein Analogon zu Gut und Böse
XVII. Metaphysik oder Erkenntnistheorie?
XVIII. Das logische Gewissen
XIX. Die besondere Dignität des Naturerkennens
XX. Die Abgrenzung der sogenannten Geisteswissenschaften