Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Didaktik – Latein, Note: 1, 0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Lehrstuhl für Didaktik der Alten Sprachen), Sprache: Deutsch, Abstract: Die überaus erfolgreiche „Percy Jackson“-Reihe, der „Jack Perdu“-Zweiteiler und die „Göttlich“-Trilogie sowie der mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Roman „Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele“ sind herausragende Belege für die Dominanz der griechisch-römischen Mythologie in der gegenwärtigen fantastischen Kinder- und Jugendliteratur. Mit namhaften Titeln wie „Kampf der Titanen“, „Krieg der Götter“, „Troja“ und „Hercules“ prägt dieser Trend auch die postmoderne fantastische Filmlandschaft.
Es ist daher lohnend, mit wissenschaftlicher Methodik die Fragestellung anzugehen, auf welche Weise so viele zeitgenössische (Drehbuch-)Autoren Einzelelemente oder ganze Sagenzyklen aus der griechischen und römischen Mythologie entlehnen. Wird damit eine kulturelle Identität für die abendländische Zivilisation konstruiert oder wird das traditionelle Sagengut durch eklektische Abwandlungen sogar dekonstruiert? Zur Beantwortung dieser Frage ist folgender Befund von Bedeutung: Die griechisch-römische Mythologie dient vorwiegend in englisch- und deutschsprachigen Romanen einerseits als aitiologisch-kulturelle Verankerungsmöglichkeit der westlichen Zivilisation in der antiken Hochkultur und andererseits werden viele mythologische Einzelelemente und Motive so sinnentstellend weitertradiert, dass es für kundige Rezipienten aufgrund von Verwirrungen unter Umständen von Nachteil sein kann, die antike Sagenwelt zu kennen. Denn aufgrund von willkürlichen Vertauschungen bzgl. der Haupterzählstränge von Sagen kommt es zu Abänderungen, die die Standardversionen des antiken Mythos in ihrem Kern zerstören.
Circa l’autore
Michael Stierstorfer (*1985) hat an der Universität Regensburg Germanistik, Latinistik,
Gräzistik, Klassische Archäologie und Erziehungswissenschaften studiert. Darüber hinaus
war er während seiner Studienzeit als Intensivierungslehrer für Latein an einem Regensburger
Gymnasium tätig. Seit 2012 ist er als Schulbuchautor für Lateinbücher und Mitarbeiter der
Herausgeber beim Oldenbourg Verlag in München aktiv. Von 2014-16 war er
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Deutschen Sprache und
Literatur an der Universität Regensburg. In seinem interdisziplinären Promotionsprojekt in
Kooperation mit dem Lehrstuhl für Didaktik der Alten Sprachen (Ludwig-Maximilans-
Universität München) beschäftigte sich Herr Stierstorfer mit (post-)modernen
Rezeptionsdokumenten zur griechisch-römischen Mythologie und deren Potenziale für den
Lateinunterricht. Im Rahmen dieses Projekts ist er als Referent auf zahlreichen
Lehrerfortbildungen und Kongressen in Deutschland und Österreich tätig und hat 2015 eine
internationale Tagung zum Thema „Verjüngte Antike im Mediendialog“ an der LMU geleitet.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen einerseits auf der Analyse von antiken Motiven in der
phantastischen Literatur und andererseits auf dem Umgang mit Märchen und Sagen im
Deutsch- bzw. Lateinunterricht. In diesem Zusammenhang hat er bereits mehrere
Unterrichtsmodelle in didaktischen Zeitschriften publiziert. Seit Herbst 2016 ist Michael
Stierstorfer als Lehrkraft für Latein und Deutsch an einem bayerischen Gymnasium tätig.