Dem Wissen um den amoralischen Charakter der nationalsozialistischen und kommunistischen Herrschaft stand nach 1945/1989 das Bedürfnis der Menschen gegenüber, sich auch an die schönen Momente im eigenen Leben während der Diktatur zu erinnern. Daraus ergab sich ein moralisches Dilemma: Wie konnte die problematische Vergangenheit in die eigene Lebenserzählung integriert werden? Möglich war das vor allem in „Erzählgemeinschaften’ der Zeitzeugen, aber auch in nonverbalen Formen des Erinnerns – etwa durch das Einrichten privater Museen und Sammlungen obsolet gewordener Alltagsgegenstände, entlang derer sich wiederum Narrative herausbildeten. Der Band geht der Frage nach den wechselnden Rahmenbedingungen des positiven Erzählens über Diktaturen des 20. Jahrhunderts nach. Hierbei werden West- und Ostdeutschland, die ehemalige Sowjetunion und die Tschechoslowakei in den Blick genommen.
Circa l’autore
Monica Rüthers, Universität Hamburg.