Protagonist des Romans »Die Unsichtbaren« ist ein Basismilitanter der Generation von 1977, der »Autonomia«, die das Land in ein riesiges Laboratorium neuer Lebensentwürfe verwandelte. Es war eine Zeit nicht enden wollender Massendemonstrationen, der Hausbesetzungen, linken Kulturzentren und freien Radios. Mit beispielloser Kreativität und Radikalität forderte eine Bewegung von Jugendlichen die herrschende Kultur und das Bürgertum heraus und artikulierte ihre Ablehnung in Fabriken, Schulen und Stadtvierteln lustvoll und zugleich militant.
Circa l’autore
1935 in Mailand geboren, veröffentlicht Nanni Balestrini bereits mit 19 Jahren sein erstes Gedicht. Anfang der 1960er-Jahre ist er Mitglied der »Gruppe 63« und zählt zusammen mit Umberto Eco, Edoardo Sanguineti u.a. zur literarischen Neo-Avantgarde. In der Folge entfaltet er eine weitgespannte künstlerische Tätigkeit: experimentelle Lyrik, Theater, Romane, Ausstellungen. Politisch ist Balestrini in der unabhängigen Linken beheimatet. Er ist Gründungsmitglied von »Potere Operaio« und später in der »Autonomia« aktiv. Der große Schlag gegen die radikale Linke Italiens im April 1979 trifft auch ihn. Aus dem unerwünschten Provokateur des Literaturbetriebs ist ein gesuchter Staatsfeind geworden. Balestrini kann gewarnt werden und flieht auf Skiern über die Alpen nach Frankreich. Die Jahre des Exils in Paris dauern bis 1984. Nanni Balestrini lebt und arbeitet heute in Rom.
»Nanni Balestrini ist der italienische Lieblingsautor der westdeutschen radikalen Linken. Sein Werk reflektiert wie kaum ein anderes die jüngere Sozialgeschichte Italiens. Es stellt den Versuch dar, ästhetische und politische Avantgarde miteinander zu verbinden. Balestrini ist nicht nur ein undogmatischer Linker, sondern auch ein moderner Lyriker, experimenteller Schriftsteller und bildender Künstler, ein engagierter Intellektueller und unermüdlicher Zeitschriftengründer, kurz: ein im wahrsten Sinne des Wortes militanter Literat« (Jürgen Schneider).
»Die Methoden seiner Prosa sind so experimentell wie die sozialen Massenbewegungen und die individuellen Lebenswege, von denen sie handelt« (Peter O. Chotjewitz).