Textfronten verweisen auf den Krieg als Diskurs, als Auseinandersetzung zwischen Vorstellungen, Sinngebungen und Konstruktionen des Ersten Weltkriegs. Dieser Band bietet Einblicke in die Zeit des Ersten Weltkriegs im südöstlichen Europa, einer – im Vergleich zum Westen – weit weniger erforschten Großregion, und bündelt anhand von Überblicksdarstellungen und beispielhaften Nahaufnahmen Innenperspektiven aus Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Serbien, Ungarn, aber auch Reflexionen dieser Regionen und ihrer spezifischen Konfliktordnung aus mittel- und westeuropäischem Blickwinkel. Textualität im weitesten Sinne des Wortes als sekundäre Modellierung der Wirklichkeit steht im Mittelpunkt dieses Bandes. Hinzu kommt die interdisziplinäre Herangehensweise: Historiker, Ethnologen und Literaturwissenschaftler setzen Schwerpunkte auf Konstruktion und Reorganisation von Identität, Wahrnehmung von Zugehörigkeitsräumen, auf die Problematik von Minderheiten im Spannungsverhältnis zum Nationalstaat und auf Kriegserfahrung, wie sie in fiktionalen, essayistischen und journalistischen Texten sowie in Kriegstagebüchern, Lehrwerken oder Inschriften auf Denkmälern vermittelt wurde.
Circa l’autore
Olivia Spiridon studierte in Hermannstadt (Rumänien), Passau und Heidelberg Germanistik, Rumänistik, Psychologie und Geschichte. Sie promovierte an der Universität Passau und arbeitete im Anschluss u.a. am Goethe Institut Mannheim/Heidelberg. Sie ist seit November 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, wo sie die Abteilung Literaturwissenschaft leitet, und Lehrbeauftragte am Deutschen Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Forschungsschwerpunkte: deutsche Literatur aus dem südöstlichen Europa; der deutsche Literaturbetrieb in Rumänien; Literaturgeschichte und Kulturpolitik; deutschsprachige Kalender aus dem Süden der Habsburgermonarchie; Migrationsliteratur; die Donau in Literatur und Film (www.danubylon.net).