Was Arbeit war, ist oder sein soll, versteht sich nicht von selbst. Arbeit war und ist Gegenstand und Produkt von Auseinandersetzungen. Die Beiträge des Bandes reflektieren am Beispiel Österreichs von ca. 1918–1938 verschiedene Facetten aktueller internationaler Forschungsdebatten zur Geschichte von Arbeit und folgen dabei einem gemeinsamen Forschungsprogramm. Sie stellen eine Vielfalt an Streit- und Grenzfällen in den Mittelpunkt, mit und gegen die Arbeit (in einem neuen Sinn) durchgesetzt wurde. Die Autor/innen untersuchen anhand verschiedener Beispiele, wie Hierarchien und Unterschiede von Erwerbs- und Unterhaltspraktiken erzeugt und verhandelt wurden: im Zusammenhang von Arbeitsmarktverwaltung, Haushalten, anhand von selbstständigen Erwerben, dem Musik-Machen, den unterschiedlichen Sanktionen von Nicht-Arbeit. Über Legitimität oder Illegitimität von Praktiken entschied nicht bloß, ob diese (noch) als Arbeit anerkannt werden konnten. Auch Beruf, Ansprüche und Pflichten des Sorgens und Versorgtseins waren praktisch relevant. Über Sozialpolitik und Verwaltung hinausgehend, beziehen die Autor/innen systematisch die Perspektiven derer in ihre Überlegungen mit ein, die sich auf mehr oder minder legitime Weisen einen Unterhalt verschafften.
Circa l’autore
Sigrid Wadauer, Universität Wien, Österreich.