Über das Verhältnis von Konsum und Individualität.
Konsum, Tourismus, Autofahren – sind die 1970er Jahre mit diesen Schlagworten adäquat beschrieben, oder handelt es sich nicht vielmehr um ein Jahrzehnt der Krisen? Einerseits war der Alltag der westdeutschen und britischen Bevölkerung durch eine kontinuierliche Ausweitung der Konsummöglichkeiten geprägt. Andererseits kommen die Folgen des Ölschocks im Bild der leeren Autobahnen zum Ausdruck. Sina Fabian greift beide Erzählweisen auf und diskutiert die 1970er Jahre im Spannungsverhältnis von Krise und Boom. Sie untersucht den Einfluss von Ölpreis- und Wirtschaftskrisen auf den Tourismus und die PKW-Nutzung als zwei teuren Konsumgütern, die in beiden Ländern gerade während des Untersuchungszeitraums an Bedeutung gewannen. Ebenso fragt sie, inwieweit sich der steigende Konsum tatsächlich als Ausdruck fortschreitender Individualisierung begreifen lässt? Stellen Pauschalreisen und Fließbandprodukte die Individualisierungsthese nicht weit eher in Frage? Anhand unterschiedlicher Quellen, die von statistischen Erhebungen bis hin zu Tagebüchern und Reiseberichten aus der Bevölkerung reichen, relativiert die Autorin herkömmliche Lesarten der inzwischen vielfach historisierten 1970er Jahre.
Circa l’autore
Sina Fabian, geb. 1985, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt Universität zu Berlin. Zuvor war sie an der Universität Augsburg und der Leibniz Universität Hannover beschäftigt. Nach Forschungsaufenthalten am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und dem Deutschen Historischen Institut London erfolgte die Promotion an der Universität Potsdam im Jahr 2015. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Deutschen und Britischen Sozial- und Kulturgeschichte.