Christian Garve (1742–1798) zählte zu den prägenden Philosophen, Übersetzern und Publizisten der europäischen Aufklärung zwischen 1770 und 1800, und zwar sowohl innerhalb gewichtiger Teilbereiche der Fach- oder Schulphilosophie, wie der Moralphilosophie und Politik, als auch im Zusammenhang literarischer und populärphilosophischer Diskurse der sich entwickelnden und an Dynamik gewinnenden Öffentlichkeit. Garve nahm entscheidenden Einfluss auf wichtige Debatten, Kontroversen und Forschungsentwicklungen seiner Zeit; so entwickelte er Vorformen soziologischen Forschens und Argumentierens. Seine durch Friedrich II. angeregte Neuübersetzung und Kommentierung von Ciceros ‘De officiis’ war nicht nur ein großer Verkaufserfolg, sondern hatte auch immensen Einfluss auf die Debatten zur Moralphilosophie und deren pädagogische Umsetzung im späten 18. Jahrhundert – namentlich auf Kant.
Circa l’autore
Udo Roth und Gideon Stiening, LMU München.