Die Frage nach der eigenen Identität besitzt in Brasilien eine besondere Brisanz und wird seit dem 19. Jahrhundert sehr kontrovers diskutiert, ohne dass bislang ein allgemeiner Konsens darüber erreicht worden wäre. Die Brasilianer definieren sich selbst oftmals über eine auf der unterschiedlichen ethnischen Herkunft beruhende Alterität. Von außen dagegen wird die Bevölkerung Brasiliens tendenziell so gesehen, dass sich ihre Gemeinsamkeiten in der portugiesischen Sprache, der Begeisterung für Karneval, Samba und Fußball sowie dem Besitz immenser natürlicher Ressourcen erschöpfen. Wenig Beachtung auf der Suche nach den Wurzeln Brasiliens wurde bisher der Literatur in der Kolonialzeit und hier vor allem dem Beitrag der Jesuitenmissionare bei der Entstehung einer kulturellen Identität gewidmet. Volker Jaeckel analysiert in seiner Studie ein Kapitel der brasilianischen Kulturgeschichte unter dieser Perspektive, wobei er auch wertvolle Anregungen zu einer weitergehenden Beschäftigung mit der Thematik gibt.
Circa l’autore
Volker Jaeckel, 1963 in Fulda geboren, studierte in Berlin und Sevilla Spanisch, Germanistik, Politologie sowie Deutsch als Fremdsprache. Er übernahm Lehraufträge in Potsdam, Berlin (FU) und Jena, war 1997-2001 als DAAD-Lektor in Belém (Brasilien) tätig, promovierte 2003 an der Friedrich-Schiller Universität in Jena in Romanischer Philologie. Von 2003 bis 2006 war Jaeckel als Dozent an den Faculdades do Descobrimento in Santa Cruz Cabrália, Bahia, tätig, seit September 2006 als Professor Adjunto an der Universidade Federal de Minas Gerais in Belo Horizonte. Derzeit arbeitet er an einem Forschungsprojekt zur Großstadtliteratur im Zeitalter des Expressionismus.