Eduard Spranger (1882-1963), dem großen geisteswissenschaftlichen Kulturphilosophen und Pädagogen, wird dieses Buch zum 50. Todesjahr gewidmet. – Als Student selbst nicht mit Geld und Gütern gesegnet, ist er seinen Zeitgenossen als absolut integre großherzige Persönlichkeit von sprichwörtlicher Bescheidenheit, Höfl ichkeit, Noblesse und preußischer strenger Pfl ichthaltung unauslöschlich ins Gedächtnis geschrieben. Seine innere Leidensfähigkeit, Leidenschaft und durchgeistigte Liebesfähigkeit, seinen Erziehergenius verbarg er hinter Berliner Witz und Humor. Mit dem rechten Wort zur rechten Zeit traf er das Gewissen des Gegenübers und richtete in der Not auf. Die politisch-parteilich emotionalisierte Mitwelt und Nachwelt des 20. Jahrhunderts, die ideologisch vergifteten Spaltungen und Massenvernichtungskriege, besonders der Naziterror 1933/45 konnten Sprangers Nachkriegswirkung nicht verhindern. Im intellektuell aufgeregten Westdeutschland der 1960er Jahre zog gegen ihn eine ideologisch nicht freie ‘Aufklärung’ erfolgreich zu Felde. So ergaben sich leicht nicht nur in Ost-, auch in Westdeutschland pseudo wissenschaftliche Gründe für grobe Verleumdungen, Abschreckung der Verlage und des Studierwillens nach seinem Tod. Nach 1960 ist ihm in dem durch berechtigte Schuldgefühle traumatisierten Westdeutschland schweres Unrecht widerfahren. Fast ein halbes Jahrhundert lang vermochte kein Autor, kein Verlag auch nur eine größere repräsentative Sammlung umfangreicher Auszüge aus seinen Schriften zu veröffentlichen zur umfassenden Einführung in sein für politisch-pädagogische Kultur heute hochaktuelles Werk. Erstmals kann jeder sich jetzt an Originaltexten, Interpretationen und der für die heutige Leserschaft geschriebenen Einleitung seines Schülers Wolfgang Hinrichs vergleichend selbst ein Urteil bilden und Position beziehen in einer Zeit sozialkultureller und ökonomischer Umbrüche.
Tabella dei contenuti
Vorwort
der Herausgeber
Einleitung
von Wolfgang Hinrichs
Eduard Spranger:
Wirtschaft und Macht (1), Erziehung und Bildung (2-4)
– Originaltexte
1. Aus den ‘Lebensformen’ 1950 (11914), 21921, 81950, 91965
Einleitende Auszüge
‘Der ökonomische Mensch’ (Kulturgebiet Wirtschaft)
‘Der Machtmensch’ (Kulturgebiet Politik)
2. Aus ‘Gedanken zur staatsbürgerlichen Erziehung’ 1957, 1963
‘Grunddimensionen des Zusammenlebens’
‘Volksmoral’ und der ‘innere Regulator’
‘Nachwort 1963’ Didaktik des Naturrechts via neue ‘Robinsonade’
3. Aus ‘Der geborene Erzieher’ 1958 u.ö.
Einleitende Auszüge und
‘Das Hebelproblem’ und der ‘innere Regulator’
‘Die pädagogische Liebe’ und ‘Schluß’
4. Aus ‘Der Eigengeist der Volksschule’ 1955 u.ö.
Aus der ‘Einleitung’
‘Die Eigentümlichkeit der Bildungsgüter in der Volksschule’
‘Die Kulturfunktion’ des Lehrers
‘Die Theorie von der Vielheit der Erlebniswelten’
Interpretationen
Wolfgang Hinrichs
Verstehende Kulturphilosophie und Kulturpädagogik.
Wege und Irrwege der ‘Hermeneutik’ und Sprangers Position
Gottfried Bräuer
Ein Blick auf das Verhältnis von Eduard Spranger und Carl Schmitt
Edgar Weiß
Eduard Spranger im Kontext seiner ‘dienenden Hingabe an eine einheitlich organisierte Kollektivmacht’.
Politische Optionen eines Pädagogen
Heinz-Elmar Tenorth
Paulsen als Historiker der Erziehung und seine Stellung an der Berliner Universität
Jürgen Bellers
Spranger als politischer Bildner und Hintergrundpolitiker der 50er Jahre
Markus Porsche-Ludwig
Spranger und die Lebensphilosophie
Johannes Bottländer
Individuum und Gemeinschaft im Spannungsfeld von kirchlicher Jugendarbeit, Jugendbewegung und pädagogischem Diskurs.
Parallele, beeinfl ussende und befruchtende Faktoren 1880-1930