Der Schlüssel zum Verständnis von Burckhardts Werk liegt vor allem in seinen ‘Weltgeschichtlichen Betrachtungen’, einer Vorlesungsreihe, die er unter dem Titel ‘Über das Studium der Geschichte’ gehalten hat, und die dreißig Jahre später von seinem Neffen Oeri unter dem neuen Titel herausgegeben wurden. Sie stellen einen Versuch dar, die Aporien des Historismus durch ein typologisches System historischer Konstanten zu überwinden und ein universalgeschichtlich begründetes Urteil über die eigene Zeit zu gewinnen. Und dies unternimmt er nicht als Kulturhistoriker, sondern als Geschichtsphilosoph und Universalhistoriker.
Table of Content
I. Einleitung
1. Unsere Aufgabe
2. Die Befähigung des 19. Jahrhunderts für das historische
Studium
3. Winke für das historische Studium
4. Natur und Geschichte
II. Von den drei Potenzen
1. Der Staat
2. Die Religion
3. Die Kultur
4. Zur geschichtlichen Betrachtung der Poesie und der
Künste
III. Die Betrachtung der sechs Bedingtheiten
1. Die Kultur in ihrer Bedingtheit durch den Staat
2. Die Kultur in ihrer Bedingtheit durch die Religion
3. Der Staat in seiner Bedingtheit durch die Religion
4. Der Staat in seiner Bedingtheit durch die Kultur
5. Die Religion in ihrer Bedingtheit durch den Staat
6. Die Religion in ihrer Bedingtheit durch die Kultur
IV. Die geschichtlichen Krisen
Zusätze über Ursprung und Beschaffenheit der heutigen
Krisis
V. Das Individuum und das Allgemeine
VI. Über Glück und Unglück in der Weltgeschichte
About the author
Jacob Burckhardt (1818-1897), studierte Philologie, alte Geschichte, Theologie, Kunstgeschichte und Geschichte in Basel, Neuenburg, Berlin und Bonn. 1843 Promotion und später Habilitation in Basel. 1848-52 war er Lehrer am Pädagogium in Basel, 1853-54 Italienaufenthalt, 1855-58 Professor für Archäologie am Polytechnikum Zürich, ab 1858 schließlich ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Basel und Lehrer am Pädagogium. Burckhardt war neben Leopold von Ranke und Theodor Mommsen einer der größten Historiker deutscher Sprache. ‘Eine unersättliche psychologische Neugierde, ruhelos und beunruhigend, von einem untrüglichen Spürsinn für das Fremdeste und Seltenste, Verschollenste und Versteckteste geleitet, war die geistige Zentraleigenschaft Burckhardts. Und dazu kam noch eine geradezu olympische Unparteilichkeit des Urteils, die alles lächelnd als berechtigt anerkennt, weil sie alles versteht.’ Egon Friedell