Europas Parteien verändern sich gegenwärtig drastisch. Neue demokratische, aber auch populistische und völkische Bewegungen sind auf den Plan getreten. Für die klassische Parteienforschung stellen diese Entwicklungen eine Herausforderung dar und so lassen sich gegenwärtig interdisziplinär viele Versuche beobachten, das Geschehen in Europas Parteienlandschaft einzuordnen. Eine wichtige Stimme ist in diesen Debatten zu einer der bedeutsamsten politischen Entwicklungen der Gegenwart jedoch erstaunlich leise: die Stimme der Soziologie. In den letzten Jahrzehnten war ihr Verhältnis zu den Parteien eher von Desinteresse geprägt, Forschung zu Parteien wurden vor allem der Politikwissenschaft überlassen.
Dadurch ging und geht der Parteienforschung etwas verloren. Der Sammelband formuliert Vorschläge, wie der soziologische Blick auf Parteien zu neuen (und vielleicht überraschenden) Einsichten führen kann – um unser Verständnis für die Funktionsweise und innere Logik des Parteiwesens zuerweitern und die grundsätzlichen Veränderungen zu erklären, denen sich Parteiorganisationen aktuell ausgesetzt sehen.Table of Content
Pfui Parteien? Über die Haltung der (deutschsprachigen) Soziologie zu einem zentralen politischen Forschungsgegenstand.- Zwischen Sollen und Sein: Warum Parteien systematisch enttäuschen.- Instituting deliberation: Three stages of bottom-up policymaking in Denmark’s alternative party.- Parteien und nicht-programmatische Politik: Das Beispiel der griechischen Syriza.- Politische Parteien als Protestakteure.- Organisationsbildung und das Verschwinden politischer Alternativen. Eine pragmatistische Rekonstruktion von Robert Michels‘ Parteiensoziologie.- Parteiorganisation zwischen Soziologie und Recht. Zur Bedeutung des Rechts für Entstehung und Funktionsweise von Parteien in Deutschland.- Parteiendemokratie in der Transformation.- Parteien und politische Öffentlichkeiten: Die digitale Herausforderung und ihre Folgen.- Zur Re-Soziologisierung der Parteienforschung. Ein Plädoyer.
About the author
Dr. Jenni Brichzin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie und VWL der Universität der Bundeswehr München.
Dr. Jasmin Siri ist Vertretungsprofessorin für Politische Soziologie an der Universität Erfurt.