Die deutsche Erstübersetzung des autobiographisch gefärbten Romans zum 100. Todestag des Autors am 12. Mai 2007
André und Cyprien, der eine Schriftsteller, der andere Maler, sind Freunde seit der Kinderzeit. Nunmehr in den Dreißigern, begegnen sie uns im Paris der 1880er Jahre in einer Verfassung erheblicher Desillusionierung. Beide zweifeln am Wert ihrer Kunst, beide betrachten äußerst skeptisch das andere Geschlecht. André hatte zögerlich und wenig überzeugt in die Heirat mit der zwanzigjährigen Berthe eingewilligt. Als er plötzlich völlig überrascht bei einer verfrühten nächtlichen Heimkehr in seiner Wohnung dem unbekleideten Liebhaber seiner Frau gegenübersteht, sieht er sich ausweglos einer Ehekrise ausgeliefert.
Vor diesem Hintergrund entwickelt Huysmans mit der ganzen Kraft seiner Sprache ein Kaleidoskop eines anderen Paris, wo Farben, Gerüche aber auch städtische Häßlichkeit und Trostlosigkeit dominieren, und andererseits werden bürgerliche Engstirnigkeit sowie das ewige Bedürfnis nach Sicherheit schonungslos seziert. Orientiert an seinem Fixstern Baudelaire formt der Autor ein Abbild der Stadt, das zugleich Abbild menschlicher Triebkräfte ist.
›Trugbilder‹ ist auch ein autobiographisch gefärbter Roman: der Kunstkritiker und Schriftsteller Huysmans spiegelt in André und Cyprien die ganze Breite seines künstlerischen Vermögens. Der Roman aus dem Jahr 1881 bildet eine entscheidende Voraussetzung für den Kultroman ›Gegen den Strich‹, der drei Jahre später erschienen ist.
About the author
Joris-Karl Huysmans, 1848 in Paris geboren und 1907 dort gestorben, war lange Zeit Angestellter des Innenministeriums in Paris, wo er, von Aufenthalten in Klöstern und kurzen Reisen abgesehen, immer lebte. Von seinen Zeitgenossen gefeiert, gilt er als prominenter Vertreter der literarischen Dekadenz wie als Wegbereiter der Symbolisten.