Stehlende Hand ist eine Erzählung von Karl May.
Auszug:
Ihr müßt wissen, Gent’s, begann der greise Indianeragent, daß ich über den wilden Westen und die Indianer meine eigenen Ansichten habe, ganz andre, als sie hier landläufig sind; die Roten sind weit besser als ihr Ruf, und ich möchte manchem Weißen wünschen, so zu sein wie sie!
Ja, ich bin eine Reihe von Jahren Indianeragent gewesen, aber nicht einer von der Sorte, die, um sich selbst zu bereichern, die Roten um ihr Recht prellen und um ihr Hab und Gut betrügen. Diese Art von Agenten trägt die meiste Schuld daran, daß der Indianer nie aus dem Zorn gegen die Weißen herauskommt. Gewissenlos bereichern sie sich an der Armut und Nacktheit der bedauernswerten Indsmen und schreien Ach und Weh, wenn diese dann endlich einmal die Geduld verlieren und mit den Waffen in der Hand Gerechtigkeit verlangen.
Gerade, weil ich immer bestrebt war, ehrlich an den roten Männern zu handeln, habe ich auch viele treue und aufopferungsfähige Freunde unter ihnen getroffen und besonders die Apatschen waren und sind mir ans Herz gewachsen. Habe schon manchmal widersprechen müssen, wenn ein Gast hier bei unserer würdigen Mutter Thick behauptete, die Apatschen seien früher durch ihre Feigheit und Hinterlist bekannt gewesen und hätten sich durch sie den Schimpfnamen »Pimo« zugezogen; erst seit Winnetou ihr Häuptling ist, seien geschickte Jäger und tapfere, verwegene Krieger aus ihnen geworden.
About the author
Karl May (1842-1912) war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine Abenteuerromane bekannt wurde. Er begeistert bis heute Groß und Klein.