Im ersten Weltkrieg vorgebrachte Forderungen nach Einrichtung eines Völkerbundes nahm Karl Vorländer zum Anlass, zurückzublicken auf die Position Immanuel Kants. Hauptsächlich beeinflusst durch Abbé de Saint-Pierre (1658 – 1743) hatte Kant den Völkerbundgedanken in verschiedenen seiner Werke aufgegriffen und in der Schrift „Zum ewigen Frieden“ (1795) ausführlich dargelegt. Vorländer erläutert einzelne Artikel der berühmten Friedensschrift und befindet, dass Kant in aufklärerischer Tradition eine „wesentlich kausalnaturwissenschaftlich gedachte Entwicklungsgeschichte der menschlichen Gesellschaft“ vertrete: Den Völkerbund sehe er als geschichtliche Notwendigkeit schließlich aus der Not der historischen Ereignisse hervorgehen. Vorländer macht sich die Sichtweise Kants zu eigen und verweist auf die weltpolitische Situation seiner Zeit. Den Erörterungen fügt er ein Kapitel bei, in dem er die vom damaligen amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson erhobenen Forderungen nach einem Völkerbund zu Kants Ausführungen in Beziehung setzt.
Editorische Notiz: Das vorliegende E-Book folgt der Ausgabe: Karl Vorländer, Kant und der Gedanke des Völkerbundes. Mit einem Anhange: Kant und Wilson, erschienen im Verlag von Felix Meiner, Leipzig 1919. – Der Text ist neu gesetzt und typografisch modernisiert. Die Orthografie bleibt unverändert, nur offenkundige Fehler des Setzers sind korrigiert. Die Fußnoten wurden nicht seitenweise, sondern durchgehend nummeriert. Über die Seitenkonkordanz zur Ausgabe von 1919 wird in den eckigen Klammern informiert.
About the author
Karl Vorländer (1860 – 1928) war Gymnasialprofessor und ab 1919 als Honorarprofessor in Münster tätig. 1899 – 1906 edierte er die meisten der Schriften Kants und veröffentlichte 1924 die erste Kantbiografie. Er vertrat Positionen der Marburger Schule und versuchte mit Kants kritischer Methode, insbesondere dessen Moraltheorie, die theoretischen Grundlagen des Sozialismus zu festigen.