Berlin im Frühjahr 1990. Gauner aller Couleur versuchen bei dem sich ständig ändernden Wechselkurs von Ost- zu Westmark und umgekehrt Geschäfte zu machen. Gunther Krey, ehemaliger Kriminalist und seit kurzem Privatdetektiv, gerät mitten in diese Wirren, als er einer dicken ‘Dame’ den Ehemann zurückbringen soll.
In einer spannenden Handlung schildert der Autor nicht ohne Humor den ersten Fall seines Helden, der nur ein bisschen Geld verdienen will und unvermutet an eine Mordsache gerät. Durch die Darstellung jener schon historisch gewordenen aufregenden Wendezeit erhält der Kriminalroman seine ganz besondere Note.
LESEPROBE:
Der Wind in den Bäumen, Nässe, die von den kahlen Büschen troff, und ringsum kein Mensch! Rechts schloss sich ein ähnlich verwildertes Grundstück an, links waren stoppelige Wiesen, nach hinten zu erhob sich struppiger Wald. Ich ging den Kiesweg entlang und rief erneut nach Frau Iffka, doch nichts rührte sich. Dann hatte ich die Hütte erreicht, stand vor dem Eingang. Wie schon das Gartentor, ließ sich auch diese Tür ohne weiteres öffnen.
Ich trat über die Schwelle, befand mich in einem Raum, der anscheinend das Kernstück des Häuschens darstellte. Einfache Möbel: ein Tisch, zwei Stühle, ein schmaler Schrank, eine Bank entlang der Rückwand. Da Licht lediglich durch das eine Fenster hereindrang, konnte ich die Gegenstände zunächst nur undeutlich ausmachen. Nicht zu übersehen war allerdings der kleine magere Mann, der hinter dem Tisch zurückgelehnt in einem Sessel mit hoher Lehne saß. Etwas schlaff, er hatte die Augen geschlossen, nahm keine Notiz von mir.
Ich kannte diesen Mann, obwohl ich ihn außer auf einem Foto nur ein einziges Mal in meinem Leben gesehen hatte, und zwar vor zwei Tagen. »Schau an, Erik Iffka«, sagte ich.
Er gab keine Antwort, seine Haltung blieb unverändert. Ich erschrak, war mit drei Schritten bei ihm, fasste nach seiner Hand, die über der Stuhllehne hing. Doch ich begriff es bereits, bevor ich die Leblosigkeit seiner Finger spürte: Der Mann vor mir war tot.
About the author
Klaus Möckel, der am 4. August 1934 im sächsischen Kirchberg geboren wurde, erlernte zunächst den Beruf eines Werkzeugschlossers, studierte später in Leipzig Romanistik und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Jena. Danach war er als Lektor für romanische Literatur in Berlin tätig. Beim Verlag Volk und Welt machte er sich bald einen Namen als Herausgeber, Übersetzer und Nachdichter vor allem moderner französischer Dichter. Seine 1963 veröffentlichte Dissertation hatte Möckel über den Autor des Kleinen Prinzen geschrieben: „Die Rolle der bürgerlichen Gesellschaft bei der Herausbildung von Antoine de Saint-Exupérys Weltanschauung“. Seit 1969 arbeitet der Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer als freier Autor. Seither veröffentlichte er fast 50 Bücher: Spannende Krimis, anspruchsvolle Science-Fiction-Bücher, sehr gut recherchierte historische Romane, einfühlsame Lebensberichte und wunderschöne Kinderbücher, darunter Erfolgstitel wie „Hoffnung für Dan“ und „Die Gespielinnen des Königs“ sowie die literarischen Vorlagen für die Polizeiruf-110-Folgen „Drei Flaschen Tokaier“ und „Variante Tramper“. Hinzu kommen 14 Herausgaben und 19 Übersetzungen aus dem Französischen, Spanischen und Russischen. Möckel arbeitete häufig, vor allem bei Übersetzungen, mit seiner Frau Aljonna Möckel zusammen und verfasste gemeinsam mit ihr unter dem Pseudonym Nikolai Bachnow mehrere Fortsetzungsbände zu den Märchenromanen Alexander Wolkows wie „Die unsichtbaren Fürsten“ und „Der Hexer aus dem Kupferwald“.