Lou Andreas-Salomés »Friedrich Nietzsche in seinen Werken« erregte bei seinem Erscheinen 1894 großes Aufsehen: Es war die erste umfassende Biographie und Werkinterpretation Nietzsches, verfasst von einer Autorin, die zeitweilig zum engsten Vertrautenkreis des Philosophen gehörte. Vehement bekämpft wurde das Buch von Seiten des »Nietzsche-Archivs«, dessen idealisierende Biographie von Hand der Schwester Nietzsches ein Jahr später folgte und das Nietzsche-Bild in der folgenden Zeit prägte.
Auf Basis ihrer persönlichen Gespräche mit Nietzsche und einer umfassenden Lektüre seines Gesamtwerks versucht Lou Andreas-Salomé das Geheimnis zu ergründen, wie Werk und Autor dieser so widersprüchlichen Philosophie in einer Notwendigkeit zusammenhängen. Sie enthält sich dabei aller zeitgenössischen Idealisierungen. Die Reihe der Werke wird gelesen als komplexes psychologisches Spiel von Masken und tragischem Selbstentwurf, als eine dreistufige Entwicklung von einer Philologie im Zeichen Schopenhauers und Wagners über einen radikalaufklärerischen Positivismus hin zur wahrheitserfindenden Zarathustraphilosophie.
»Friedrich Nietzsche in seinen Werken« ist ein bedeutendes Dokument aus dem unmittelbaren Umfeld Nietzsches, dessen textkritische Akribie auch heute an Modernität nichts eingebüßt hat. Der Band enthält auch die in der Originalausgabe abgebildeten Porträts von Nietzsche und drei faksimilierte Briefe.
Table of Content
Zu Lou Andreas-Salomé 2
Zum Herausgeber 2
Editorische Notiz 6
Friedrich Nietzsche in seinen Werken 9
I. Abschnitt. Sein Wesen. 15
II. Abschnitt. Seine Wandlungen. 53
III. Abschnitt. Das »System Nietzsche«. 149
Zeitgenössische Rezensionen 247
– Fritz Mauthner: Friedrich Nietzsche (1894) 249
– Henri Albert: Lou Andreas-Salomé sur Nietzsche (1894) 258
– Fritz Koegel: Nietzsche und Frau Lou Andreas-
Salomé (1895) 264
– Heinrich Romundt: Noch einmal Friedrich Nietzsche und Frau Lou Andreas-Salomé (1895) 281
Quellen und Erläuterungen 288
Nachwort 363
Literatur 390
Siglen und Abkürzungen 393
Zeittafel 395
Personenverzeichnis 397
About the author
Das Leben der Lou Andreas-Salomé (1861–1937) umfasst die Emanzipation vom zaristischen Russland mit Hilfe eines sehr scharfen und sich keinerlei Zwängen beugenden Verstands, die finanzielle Unabhängigkeit mit Hilfe der Schriftstellerei und die bereitwillige umfassende Akzeptanz des psychoanalytischen Prinzips in Bewunderung ihres Gründers.
Die Stadien dieses Lebens könnten auch betitelt werden mit den Weggefährten jener Zeiten – Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud –, man wird damit jedoch diesem selbstbestimmten Frauenleben nicht annähernd gerecht.
Eine ausführliche Lebensbeschreibung findet sich in: »Lou Andreas-Salomé. ›Wie ich dich liebe, Rätselleben‹. Eine Biogra-phie«, von Michaela Wiesner-Bangard und Ursula Welsch, und auf der Website zu Lou Andreas-Salomé (http://www.medien-edition.de/lou-andreas-salome).