Es ist eines der zentralen feministischen Anliegen, die realitätskonstituierende Wirkmacht von Narrationen für die Vorstellung von Geschichte und Gegenwart ernst zu nehmen. Während ab den 1960er-Jahren Science-Fiction-Autor*innen das Spekulative zum Imaginieren und Fabulieren von Post-race und Post-Gender-Welten nutzten, zeichnet sich seit einiger Zeit eine Veränderung in der feministischen Bezugnahme auf das Spekulative ab. Autor*innen wie Donna J. Haraway, Saidiya Hartman und Anna L. Tsing schlagen das Fabulative und Spekulative für eine andere Sicht auf das Jetzt und Hier vor, um sich der Komplexität von Klimawandel, Anthropozän und Dekolonisierung anzunehmen. Statt eine geschlossene Erzählung über etwas zu erzeugen, zeichnen sich die verschiedenen Unternehmungen feministischen Spekulierens durch besondere Modi der Situierung, Relationalität, Verantwortung und Offenheit aus.
Der Band verfolgt eine Theorie- und Diskursgeschichte feministischer Genealogien, die ein besonderes Augenmerk auf Fragen der spekulativen Narrationen und Zeitlichkeiten legen. Dabei werden Autor*innen wie Luce Irigaray, Ursula K. Le Guin oder Hélène Cixous wieder- und neugelesen sowie Fragen nach dem kritischen Potenzial des Möglichen und Spekulativen für die Gegenwart aufgeworfen.
Geschichte(n)
… wiedererzählen … neu erfinden
Genealogien
… neu verbinden … (anders) situieren
Zeitlichkeiten
… in ihrer Chronologie hinterfragen … durcheinanderbringen
Das Buch ist unter der ISBN 978-3-86599-446-2 als Print-Ausgabe erhältlich.
About the author
Marie-Luise Angerer ist Professorin für Medientheorie/Medienwissenschaft an der Universität Potsdam, Geschäftsführende Direktorin des Brandenburgischen Zentrums für Medienwissenschaften (Ze M) in Potsdam sowie Sprecherin des Forschungskollegs ‘Sensing. Zum Wissen sensibler Medien’ (gefördert durch die Volkswagen Stiftung). Sie war Gastprofessorin an der Hochschule der Künste zu Berlin (1997) und der Central European University in Budapest (1998), Vertretungsprofessorin an der Ruhruniversität Bochum (1998−2000) sowie Professorin für Medien- und Kulturwissenschaften/Gender Studies an der Kunsthochschule für Medien Köln (2000−2015).
Naomie Gramlich ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Künste und Medien in Potsdam und arbeitet an einer Promotion zum Thema Post-/Kolonialismus, Medienmineralien und Extraktivismus. Sie studierte Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, Geschichte und Kultur der Wissenschaft und Technik an der Technischen Universität Berlin und Europäische Medienwissenschaft an der Universität Potsdam.