Weibliche Genitalverstümmelung wird in der öffentlichen Diskussion als barbarischer Akt einiger afrikanischer Ethnien wahrgenommen. Kaum jemand weiß, dass sie zur Behandlung der Masturbation, der Hysterie und anderer vermeintlich typischer weiblicher Erkrankungen auch im deutschsprachigen Raum praktiziert und sehr kontrovers diskutiert wurde. Die Autorin stellt diesen fast vergessenen Abschnitt der Medizingeschichte anhand von Fallbeispielen in klarer und sensibler Sprache erstmals umfassend dar.
Table of Content
1. Einleitung………9
1.1. Stand der Forschung …….. 15
1.2. Quellenmaterial ………. 18
1.3. Begriffsbestimmung ………. 20
2. Kenntnis und Praxis um die weibliche Genitalverstümmelung von der Antike bis ins 18. Jahrhundert …… 24
2.1. Antike………… 25
2.2. Mittelalter………… 28
2.3. Frühe Neuzeit ……. 29
3. Historische Voraussetzungen und kulturelle Deutungsmuster für die Konjunktur der Klitoridektomie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts …………. 40
3.1. Medikalisierung der Masturbation ….. 41
3.1.1. Die gesundheitlichen Folgen der Masturbation………. 43
3.1.2. Die Behandlungsmethoden …….. 45
3.2. Die Idee der Reflexneurose……. 53
3.3. Der Geschlechtstrieb in der Klitoris….59
4. Gegenseitige Einflussnahme von Medizin und Anthropologie………. 69
4.1. Entwicklung der Anthropologie im späten 18. und im 19. Jahrhundert.. 71
4.2. Anthropologisches Material….. 72
4.3. Das erste bildliche Zeugnis der rituellen weiblichen Genitalverstümmelung….. 74
4.4. Anthropologische Begründungen und medizinische Indikationen für die weibliche Genitalverstümmelung …….. 77
4.5. Die sogenannte ‘Hottentottenschürze’ … 82
4.6. Fazit ….. 89
5. Der Eklat um Baker Brown in London, eine einflussreiche Kontroverse ….. 90
5.1. Baker Brown und seine Schriften ………… 91
5.2. Die ‘kleine Polemik’ zwischen Isaac Baker Brown und Charles West .. 95
5.3. Medizinhistorische Sichtweisen der Kontroverse …… 101
6. Fallbeispiele aus dem deutschsprachigen Raum.. 104
6.1. Einleitung der Fallbeispiele …. 104
6.2. ‘Heilung eines vieljährigen Blödsinns, durch Ausrottung der Clitoris’ – CARL FERDINAND VON GRAEFE, Berliner Arzt und Chirurg….107
6.3. ‘Die Amputation der Clitoris und Nymphen,
ein Beitrag zur Therapie des Vaginismus’ – GUSTAV BRAUN, Wiener Gynäkologe………116
6.3.1. Erster Fall: ‘Die Amputation der Clitoris und der Nymphen, ein Beitrag zur Behandlung des Vaginismus’ ….. 117
6.3.2. Zweiter Fall: ‘Ein weiterer Beitrag zur Heilung der Masturbation durch Amputation der Clitoris und der kleinen Schamlippen’ …….. 121
6.4. Indikation ‘gewohnheitsmässige Onanie und nymphomanische Zustände’ im Lehrbuch ‘Die operative Gynäkologie’ – ALFRED HEGAR und RUDOLPH KALTENBACH, Gynäkologen in Freiburg im Breisgau………. 128
6.5. ‘Pruritus clitoridis’ – GOTTLIEB FRIEDRICH HEINRICH KÜCHENMEISTER, Dresdener Medizinalrat … 137
6.6. ‘Zur Behandlung der Hysterie’, die Klitoriskauterisation von NIKOLAUS FRIEDREICH, Heidelberger Neuropathologe und Kliniker… 144
6.7. Diskussion der Fälle ………………. 151
7. Zusammenfassung/Summary………………160
8. Bildteil …………. 162
9. Literaturverzeichnis …….. 168
About the author
Marion Hulverscheidt, geb. 1970, hat in Kiel und Göttingen Medizin studiert. Sie lebt und arbeitet in Berlin, ist als Ärztin, Medizinhistorikerin und wissenschaftliche Redakteurin tätig.