Die Feststellung, dass die höfischen Romane ihrem Publikum vorgelesen wurden, zählt zu den Binsenweisheiten der Mediävistik. Doch wie hat man sich solch eine Lesung vorzustellen? Matthias Däumer liest die viel beachteten mittelalterlichen Artusromane erstmals als Partituren performativer Praxis, die als Grundlage für von Rezitatoren umgesetzte »Aufführungen« dienten. Durch die Kombination theaterwissenschaftlicher und germanistischer Arbeitstechniken zeigt er eine methodische – aber nicht zuletzt auch ideologische – Alternative zu der aus dem 19. Jahrhundert ererbten Schriftverehrung auf, welche die Kulturwissenschaft unserer Zeit dringend benötigt.
About the author
Matthias Däumer (Dr.) ist Literaturwissenschaftler am Institut für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (IMAREAL) in Krems a. d. Donau, nach vergangenen Lehr- und Forschungstätigkeiten an den Universitäten Mainz, Gießen, Tübingen, Wien, Salzburg sowie am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (Zf L) in Berlin. Seine Dissertation beschäftigt sich mit dem performativen Potenzial der höfischen Artusromane, seine weitere Forschung behandelt u. a. die Themen der Mittelalterrezeption und literarische Jenseitsreisen.