Was lässt Psychotherapie gelingen? Sind es bestimmte nach dem Modell der Organmedizin zweckrational eingesetzte Interventionen und Techniken – oder macht viel eher die zwischenmenschliche Haltung den alles entscheidenden Unterschied in der psychotherapeutischen Praxis? Die aktuell zunehmende Engführung der Psychotherapie auf neurobiologische Kriterien bringt die Tendenz zur Technisierung und Ökonomisierung mit sich. Im Zuge dieses Wandels der therapeutischen Haltung sind Psychotherapeut Innen dazu aufgerufen, sich über die Art und Weise ihres Handelns grundsätzlich zu verständigen.
Eine zur Technisierung alternative Haltung ist das Handeln als Kunst. Die Kunst befragt und lässt sich ansprechen, sie öffnet sich als Handlungsweise für das Selbstsein und den Selbstwert ihres Gegenübers. In Zeiten der Technisierung und Ökonomisierung könnte es für Psychotherapeut Innen nichts Geringeres als eine Kunst erfordern, sich die Offenheit und den Sinn für die personale Existenz ihres Gegenübers zu bewahren. Mit diesem Plädoyer für die psychotherapeutische Praxis als Kunst der Begegnung legt Matthias Richter einen originären Ansatz vor und verhilft der beziehungsorientierten Psychotherapie darüber hinaus zu einem eigenständigeren wissenschaftlichen Paradigma.
Table of Content
Vorwort
Einleitung
1 Die Herausforderung der Neurowissenschaften
2 Der Einfluss der Neurowissenschaften auf die Psychotherapie
3 Zum Aufbau dieses Buchs
I Was verrät uns die Hirnforschung?
1 Ist Bewusstsein nur die Innenseite der Hirnprozesse?
2 Das Gehirn als Integrationsorgan
3 Offene Fragen
II Die Methode der pragmatischen Reflexion
1 Der empirisch-technische Ansatz
2 Der theoretische Ansatz
2.1 Das Menschenbild in der Hirnforschung
2.2 Grenzen des theoretischen Ansatzes
3 Die pragmatische Reflexion
3.1 Durchgang – Erkenntnistheoretische Verortung der Naturwissenschaften
3.2 Ausgang – Existenzialismus: Vom Menschenbild zur konkreten Person
3.3 Zugang – Selbstreflexion: Das Verhältnis von Theorie und Praxis
4 Zur Fragestellung
III Der Mensch als Gegenstand der Neurowissenschaften
1 Das technische Erkenntnisinteresse der Naturwissenschaften
1.1 Die Entstehung der Naturwissenschaften
1.2 Transzendentalpragmatische Wissenschaftstheorie
1.3 Das relative Recht des Pragmatismus
2 Psychophysischer Zustand – Der Mensch aus Sicht der Wissenschaft
IV Die Person als Teilnehmer zwischenmenschlicher Praxis
1 Zwischenmenschliche Praxis
1.1 Praxis als Selbstzweck und Begegnung
1.2 Person, Anerkennung und Identität
1.3 Exkurs: Dialektik der Beziehung
1.4 Praxis der Freiheit
2 Personales Verstehen und Transzendenz
3 Psychotherapie als zwischenmenschliche Praxis
V Zum Verhältnis von instrumentellem Handeln und zwischenmenschlicher Praxis
1 Vernünftige Verhältnisse
1.1 Instrumentelles Handeln gründet in der zwischenmenschlichen Praxis
1.2 Sinnvolles Handeln in der Psychotherapie
2 Verkehrte Verhältnisse
2.1 Technisierung der Lebenswelt
2.2 Kolonialisierung der Psychotherapie und die Frage der Emanzipation
VI Technisierung der Psychotherapie
1 Zweckrationalisierung durch die quantitative Psychotherapieforschung
2 Technisierung durch die Neurowissenschaften
VII Fazit zum Nutzen der Neurowissenschaften
1 Anwendung von Biotechnologien
2 Neurobiologische Diagnostik
3 Die Ausrichtung therapeutischen Handelns an neurobiologischen Kriterien
4 Weitere Nutzenvorstellungen für die Psychotherapie
5 Wissenschaftlich-konzeptuelle Erkenntnisse
6 Helfen die Neurowissenschaften, besser zu verstehen?
7 Fazit zum Nutzen der Neurowissenschaften
VIII Die Herausforderung: Psychotherapie als Kunst
1 Technik als Dispositiv –Mechanismen der Entfremdung
2 Heidegger: Technikkritik als Besinnung auf die Kunst
3 Psychotherapie als Kunst der Begegnung
Schluss
Literatur