In vielen seit 1990 entstandenen Jugendstudien wurden abweichende gesellschaftliche wie politische Einstellungen ostdeutscher Befragter gegenüber ihren westdeutschen Altersgenossen beobachtet. Die Begründung, die hierfür häufig angeführt wurde, war die für die Ostdeutschen grundlegend andere Erfahrung eines Lebens in der Diktatur. Zu Beginn der 90er Jahre ging man noch davon aus, dass sich dieses Phänomen im Laufe der nächsten Jahre verflüchtigen würde, doch die Meinungsverschiedenheiten wuchsen stattdessen immer weiter. Nur wenig analytisches Interesse fanden dagegen die Nachwirkungen der Erlebnisse während der Umbruchphase 1989/90 auf die gesellschaftspolitischen Positionen der Befragten und damit auf die Grundlage ihres Handelns im öffentlichen Raum.
Dieser Frage nachzugehen ist das Hauptanliegen der vorliegenden Studie. Fundament und Ausgangspunkt sind dabei die persönlichen Erfahrungen und Eindrücke junger Ostdeutscher während der friedlichen Revolution von 1989.
Der Autor Michael Kummer fragt die damalig Jugendlichen nach den während des Umbruchs gemachten Erfahrungen und Erlebnissen und wie sich diese auf die späteren Lebensgeschichten und Einstellungen der Befragten auswirkten. Aus den mit Hilfe narrativ-biographischer Interviews gewonnenen Aussagen lässt sich eine Typologie des prägenden Einflusses der spezifischen Situation des Umbruchs von 1989 auf die Biographien erstellen.
About the author
Michael Kummer wurde 1974 in Erfurt geboren. Der Autor studierte Geschichte und Politikwissenschaft an den Universitäten in Jena, Dresden und Siena (Italien) und schloss im Jahre 2004 mit dem akademischen Grad des Magister Artium ab. Einen ebenso erfolgreichen Abschluss erreichte Michael Kummer mit dem 1. Staatsexamen im Jahre 2007 nach einem Lehramtsstudium (Gymnasium) in den Fächern Geschichte und Sozialkunde an der Universität Rostock.
Angeregt durch die Frage, welche Rolle die eigenen Erlebnisse in den Tagen der Wende von 1989 als 15-jähriger Schüler in seinem Leben einnehmen, beschäftigte sich der Autor immer wieder mit dieser Thematik. Beeinflusst und in die Lage versetzt durch Lutz Niethammer, bei dem der Auto studierte, wählte Michael Kummer hierzu schließlich den Zugang durch die Oral History.