Wie wird Totalität in der Literatur dargestellt? Um dieser Frage nachzugehen, muss man sich zunächst klar darüber werden, dass Wörter wie Welt, Erde und Globus im alltäglichen Sprechen sowie im Fachjargon heutiger Globalisierungsdebatten zwar allgegenwärtig sind, dass sich hinter ihnen aber häufig problematische Vorannahmen und unausgesprochene Vorstellungen von Ganzheit verbergen. Daher untersucht diese Studie die Verwendung solcher Figuren der Ganzheit (Welt, Erde etc.) in ausgewählten literarischen Texten des 18. und 19. Jahrhunderts (Swifts Gullivers Travels, Voltaires Candide und Melvilles Moby-Dick). Vor dem Hintergrund dieser Phase, in der die Expansion des modernen Welt-Systems globale Ausmaße anzunehmen beginnt, wird aufgezeigt, dass die Literatur dieser Zeit nicht nur aktiv das Bewusstsein von der größer werdenden Totalität mitgestaltet, sondern darüber hinaus reflektiert, dass das zunehmende Eins-Sein der Welt keineswegs die harmonische Einheit eines globalen Zusammenhalts, sondern stattdessen eine in Kriege, Sklavenhandel und Kolonialismus verwickelte, asymmetrische Ganzheit hervorbringt. Darüber hinaus wird zum ersten Mal untersucht, wie die literarischen Texte in diesem Kontext Körper inszenieren, um die Vorstellungen von der Gestalt, dem Umfang und dem Zustand der Welt dieser Zeit zu verhandeln.
Jadual kandungan
I Einleitung: The meaning of the figure is undecidable
II Theoretische Konzepte und Fragestellungen
1 Das expandierende Welt-System
2 Darstellung von Ganzheit
III Lektüren
1 Präliminarien: Die Welt, sage ich, ist eine Muschel
2 Jonathan Swifts Gullivers Travels
3 Voltaires Candide ou l Optimisme
4 Herman Melvilles Moby-Dick; Or, the Whale
IV Schluss: The Earth reeking with the Blood of its Inhabitants
Literaturverzeichnis
Register
Mengenai Pengarang
Dr. des. Thomas Erthel studierte Allgemeine und Vergleiche Literaturwissenschaft (AVL) und Anglistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung promovierte er 2017 im Fach AVL zur Darstellung von Totalität in der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts.