Die Lyrik des Epikers Günter Grass stand lange Zeit in dem zweifelhaften Ruf, ‘interpretationsfeindlich’ zu sein. In ihrer Sinnlichkeit wie in ihrer Reflektiertheit verschließen sich vor allem die frühen Gedichte dem flüchtigen Konsum. Da sind zum einen ihre idiolektischen Bilder, die die Geduld und die Findigkeit des Lesers herausfordern, da sind zum anderen die weiten Anspielungshorizonte, die Traditionszitate, das Kulturwissen, ohne deren Kenntnis dieser lyrische Kosmos oft abweisend wirkt.
Der Leser findet deshalb im Kommentar neben lexikalischen Angaben zu Personen, geschichtlichen Ereignissen und Räumen, neben Bedeutungserklärungen zu historischem und regional bedingtem Wortmaterial sowie zu individuellen Sprachmustern Aufschluss über die Verweisungssysteme, die durch Zitate, Anspielungen, Imitationen und Transformationen einen Bedeutungsüberschuss erzeugen. Auch motivische, thematische, gedankliche oder ikonographische Beziehungen zum Gesamtwerk werden nachgewiesen, sofern diese zur Erhellung des Textverständnisses beitragen.