Der Begriff der Entfremdung, ursprünglich ein Grundpfeiler marxistischer Theorie, ist in den vergangenen Jahrzehnten aus der Mode gekommen. Zu Unrecht. In einer Gesellschaft, in der Selbstfindung und Selbstsuche religiösen Status erlangt haben, persönliche Befindlichkeiten einen höheren Stellenwert genießen als wissenschaftliche Erkenntnis und in der mit individuellen Abneigungen und Vorlieben Politik betrieben wird, erscheint dieser Begriff aktueller denn je.
Der vorliegende Essay untersucht die verschiedenen Ausformungen des entfremdeten Lebens und geht seinen sozialen, technischen und ideologischen Ursachen auf den Grund. Das Ergebnis ist die schonungslose Analyse einer Gesellschaft zwischen Realitätsverlust, Identitätswahn und Hybris.
Over de auteur
Alexander Grau, geboren 1968, arbeitet seit 2003 als freier Publizist, Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften, u. a. für die »Neue Zürcher Zeitung« und den »Cicero«, und hat mehrere Bücher veröffentlicht.