Die Überlegungen zu diesem Konzept gehen von der Tatsache aus, daß ein Dialog zwischen Vertretern verschiedener Kulturen und eine handlungswirksame interkulturelle Kompetenz ohne fundiertes Wissen um die religiösen Grundlagen, Entwicklungsprozesse und Erscheinungsweisen von Kulturen nicht gelingen kann.
Bei der Behandlung der interreligiösen Kompetenzthematik in diesem Buch geht es nicht um den Aufbau und die Stärkung der individuellen religiösen Orientierung oder des persönlichen Glaubensbekenntnisses, sondern um Sensibilisierung, Wissensvermittlung und Kompetenz mit dem Ziel, die religiösen Grundlagen kultureller Orientierungssysteme zu verstehen, wertzuschätzen und damit umgehen zu können.
Im ersten Teil des Buches werden religiöse Aspekte der (Post)Moderne und des Christentums im Verhältnis zu den modernen westlichen Gesellschaften behandelt und am Beispiel christlicher Strukturen und Signaturen in Deutschland und im Kontext von Kunst und Werbung expliziert. In einem weiteren Abschnitt werden elementare Strukturen christlichen Glaubens dargelegt, um so eine Wissensgrundlage aufzubauen resp. zu reaktivieren, die es ermöglicht, ein fundiertes Verständnis für die christlichen Wurzeln des eigenkulturellen Orientierungssystems im Kontext der europäischen Kulturentwicklung zu gewinnen. Beide Abschnitte enthalten Hinweise auf die didaktische Umsetzung dieser Themen im interkulturellen Bildungs-, Ausbildungs- und Trainingsmodulen.
Im zweiten Teil des Buches geht es um die Sensibilisierung für die religiösen Wurzeln fremder Kulturen, soweit sie für den Aufbau interkultureller Handlungskompetenz wichtig sind. Am Beispiel eines Vergleichs zwischen Buddhismus – Christentum – Islam wird gezeigt, wie Religionen unterschiedliche Antworten auf existentielle Fragen des Menschen geben. Es wird thematisiert, wie ein persönliches und medienproduziertes Bild des Islams entsteht und wie im Kontrast dazu eine eigenständige Erarbeitung fundamentaler Grundlagen einer fremden Religion (hier des Islams) als Basis kompetenten interkulturellen Handelns erfolgen kann. Auch hierzu werden Anleitungen zur didaktischen Umsetzung geboten. Das Buch ist sowohl zum Selbststudium als auch als Handreichung für Dozenten im Bereich der Ausbildung in interkultureller Handlungskompetenz geeignet.
Over de auteur
Dr. phil. Alexander Thomas ist Professor für Sozialpsychologie und Organisationspsychologie an der Universität Regensburg. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Psychologie interkulturellen Handelns mit Projekten z.B. zur Handlungswirksamkeit zentraler Kulturstandards, zu interkultureller Synergie in Arbeitsgruppen, zu interkulturellen Trainings in der Bundeswehr und zu Langzeitwirkungen im internationalen Jugendaustausch. Er ist Mitinitiator des seit 1988 bestehenden Forscher-Praktiker-Dialogs zur Qualifizierung des internationalen Jugendaustausches sowie des seit 2001 in Kooperation mit der Fachhochschule Regensburg durchgeführten ‘Zusatzstudiums für Internationale Handlungskompetenz’. / Eva Maria Stögbauer ist Lehrbeauftragte für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Regensburg. Neben ihrem Dissertationsprojekt zur empirischen Erforschung religiöser Einstellungen forscht sie zur Frage nach interreligiösen Lernprozessen unter den Voraussetzungen der Postmoderne. Im Rahmen der mehrjährigen interdisziplinären Zusammenarbeit mit Prof. Dr. A. Thomas und H.-M. Müller entwickelte und praktizierte sie den Workshop ‘Interreligiöse Kompetenz’. / Dipl.-Psych. Henriette-Muriel Müller arbeitet derzeit bei Kienbaum Management Consultants im Bereich Management Diagnostik. Studien- und Forschungsschwerpunkte bildeten die Personalauswahl und -entwicklung, Interkulturelle sowie Interreligiöse Kompetenzentwicklung in der Abteilung für Arbeits- und Organisationspsychologie bei Prof. Dr. A. Thomas.