Waren politische Akteure früher primär das Objekt kritischer Spitzen in Satire und Komik, so sind sie gegenwärtig zunehmend als aktive Subjekte daran beteiligt. In den USA ist das schon länger der Fall und der Präsidentschaftswahlkampf 2016 zeigte, dass satirische Interviews dort zum festen Bestandteil der kommunikativen Infrastruktur geworden sind. In Deutschland agiert man noch etwas zurückhaltender, wobei der Bundestagswahlkampf 2013 einen ersten Höhepunkt der Beteiligung bildete. Politische Akteure suchen vor allem die Chance, in komischer Modulation das positive Image eines humorvollen Menschen aufzubauen, der unterhaltsam ist und über sich selbst lachen kann. Gleichzeitig setzen sie sich dabei jedoch einem hohen Risiko aus. Sie treten in Interaktion mit erfahrenen und oft kritisch ausgerichteten Medienakteuren, deren Komikgebrauch einer eigenen Unterhaltungslogik folgt. Dies birgt für Politiker die Gefahr von Unberechenbarkeit, im Fall ungeschickten Agierens sogar die Gefahr, albern, lächerlich und unseriös zu wirken. Der Band präsentiert die Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojektes, das den Einsatz von Komik durch politische und mediale Akteure vor der Kamera thematisiert. Ein Schwerpunkt der Untersuchung gilt auch der Aneignung solcher Präsentationen durch die Fernsehzuschauer: Haben die Auftritte tatsächlich einen Einfluss auf die Wähler?
Inhoudsopgave
Einleitung: Schlagfertig, selbstironisch, willenlos – Politiker in komisch modulierten Gesprächssendungen.- Komik, Humor und Lachen als Dimensionen der politischen Kommunikation. Grundsätzliche Aspekte und strategische Perspektiven der Akteure.- Der Gegenstand: Talkformate mit Modulation ins Komische, ihre theatrale Logik und das beteiligte Ensemble.- Politiker im Satire- und Comedytalk: ein Blick auf den Forschungsstand.- Der Humorwahlkampf 2013 – Kampagnen zwischen Stinkefinger und „King of Kotelett“.- Das methodische Design der Studie: Produkt-, Produktions- und Mediennutzungsanalysen.- Satire- und Comedytalks: Akteursperspektiven und Interaktionsstrukturen.- Politische Akteure im Satire- und Comedy-Talk: Fallanalysen.- Die Rezeptionsdimension.- Fazit und Ausblick: Vom modulierten Talk zu den ‚Grenzen der Satire‘.
Over de auteur
Dr. Andreas Dörner ist Professor für Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg.
Dr. Ludgera Vogt ist als Professorin für Allgemeine Soziologie an der Bergischen Universität Wuppertal tätig.