Obwohl es mittlerweile eine Vielzahl an Forschung zum Phänomen Islamismus gibt, wurden in nur wenigen Studien Interviews mit jungen Menschen mit islamistischen Orientierungen geführt und systematisch ausgewertet. In diesem Buch gehen die Autorinnen anhand autobiografischer Erzählungen den folgenden Fragen nach: Wie eignen sich junge Menschen islamistische Orientierungen an, wie hängen sie mit biografischen Erfahrungen zusammen und welche Funktion erfüllen sie in den Biografien?
Die Autorinnen zeigen, dass die Orientierungen in jugendphasenspezifische Probleme von Grenzziehung, Handlungskontrolle, sozialer Positionierung und Vergemeinschaftung eingebunden sind und diese Probleme auf verschiedene Weise gelöst werden: Islamismus übernimmt dabei die Funktion der starken Grenze, die Funktion der starken Ordnung oder die Funktion der starken Gemeinschaft.
Inhoudsopgave
Vorwort
1 Irritierte Gesellschaft – Jugend und Islamismus in der wissenschaftlichen Diskussion
2 Islamismus als Jugendphänomen in Deutschland
3 Herausforderungen der Erforschung von Islamismus und Forschungsstand
3.1 Verlaufsforschung: Prototypische Modelle von Radikalisierungskarrieren
3.2 Ursachenforschung: Vulnerabilitätsfaktoren und Motive
3.3 Problempunkte der Ursachen- und Verlaufsforschung: Kausalität, Spezifik, Kontextualisierung
3.4 Die Erforschung subjektiver Sinnstrukturen: Islamistische Radikalisierung im Kontext von Biografie
3.5 Zusammenfassung und offene Fragen
4 Islamismus und Jugend aus biografischer und funktionaler Perspektive – Theoretische und methodologische Anschlüsse
4.1 Biografisch-funktionale Betrachtung von Radikalisierung und islamistischer Orientierung
4.2 Das Spezifische und das Allgemeine der Radikalisierung zum Islamismus
4.3 Subjekt, Gruppe und Gesellschaft als Dimensionen von Radikalisierungsprozessen und islamistischen Orientierungen
4.4 Struktur und Bedeutung der Jugendphase – Jugend als soziokulturelle Realität
5 Methoden
5.1 Autobiografische Erzählungen als Zugang zu subjektiven Wirklichkeiten
5.2 Zugang zum Forschungsfeld, Kontaktaufnahme und Sampling
5.3 Interviewführung und Auswertung
5.4 Exkurs: Grundlagentheoretische Kategorien und Konzepte
6 Islamismus als radikale Lösung juveniler Krisen
6.1 Islamismus als starke Grenze: Individuation, Autonomie und Abgrenzung
6.1.1 Variante 1: Grenzziehung und Individuation vor dem Hintergrund der Familie
6.1.2 Variante 2: Grenzziehung und Individuation in Bezug auf das Peer-Umfeld
6.1.3 Zusammenfassung: Grenzregulation
6.2 Islamismus als starke Ordnung: Disziplinierung und Kontrollversuche im Kontext von Orientierungsdilemmata
6.2.1 Variante 1: Unwahrscheinliche biografische Entwicklungen vor dem Hintergrund devianter Karrieren
6.2.2 Variante 2: Stabilisierung von Orientierungskrisen innerhalb von Moratoriumsphasen
6.2.3 Variante 3: Starke Ordnung als biografische Gesamtordnung
6.2.4 Zusammenfassung: Positionierung und Stabilisierung
6.3 Islamismus als starke Gemeinschaft: Wahlfamilien und vorgestellte Gemeinschaften
6.3.1 Variante 1: Soziale Gemeinschaft und Wahlfamilien
6.3.2 Variante 2: Vorgestellte Gemeinschaft und symbolische Emigration
6.3.3 Zusammenfassung: Reale und imaginäre Vergemeinschaftung
7 Zusammenfassung: Islamismus als paradoxe Lösung juveniler Krisen
7.1 Funktion, Form und Inhalt – Zur Spezifik der Probleme und ihrer Lösung
7.2 Transzendenzbezug und Totalität der Lösung
7.3 Orientierung am Islamismus als paradoxe und fatale Lösung
Anhang
Literaturverzeichnis
Over de auteur
Dr. Anja Frank, Kultursoziologin am Deutschen Jugendinstitut in Halle (Saale) und an der Universität Leipzig
Anna Felicitas Scholz, Erziehungswissenschaftlerin an der Helmut Schmidt Universität Hamburg