Theorien der Krise
Das Wort ‘Krise’ ist in den letzten Jahren zum Schlagwort geworden: Im Politischen spricht man von Krisen der Repräsentation, des Nationalstaates, ja der Demokratie überhaupt; im Bereich des Sozialen von Krisen des Bildungssystems oder der Familie; man konstatiert eine Krise der Umwelt oder der Kunst, und im Feld der Wirtschaft schließlich scheint ‘Krise’ mittlerweile einen Normalzustand zu benennen.
Etymologisch betrachtet ist jede krísis ein Punkt, an dem die Dinge eine entscheidende Wendung nehmen – zum Guten oder zum Schlechten. Jede Krise ruft darum nach einer Entscheidung, und die – wie man nicht erst seit Reinhart Kosellecks Kritik und Krise (1954/1959) weiß – ist nicht zu haben ohne Kritik als Kunst der Unterscheidung.
In diesem Band werden die Theorien der Krise selbst zum Thema. Es geht um ein Verständnis der Begriffe ‘Krise’ und ‘Kritik’ sowie um ihnen verwandte Konzepte wie Reform und Revolution, Tradition und Restauration, Dekadenz und Katastrophe. Die systematischen Überlegungen verbinden sich mit philosophischen Fallstudien zu politischen, ökonomischen, sozialen, ökologischen, wissenschaftlichen oder ästhetischen Krisen. Ziel der Autorinnen und Autoren ist es, auf der Folie gegenwärtiger Phänomene und Entwicklungen das Verhältnis von Krise und Kritik neu zu bestimmen.
Over de auteur
Die Redaktion
Anton Hügli, geb. 1939, studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik/Nordistik und Mathematik in Basel und Kopenhagen. Er war bis 2005 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel.
Janette Friedrich, geb. 1961, studierte Philosophie in Rostow am Don (Russland) und doktorierte an der Humboldt Universität in Berlin. Nach mehrjährigen Forschungsaufenthalten in Paris ist sie gegenwärtig Maître d’enseignement et de recherche an der Universität Genf.
Die Gastherausgeber
Dieter Thomä, geb. 1959, studierte Philosophie, Germanistik und Romanistik in Freiburg i.Br. und Berlin. Er ist seit 2000 Professor für Philosophie an der Universität St. Gallen.
Michael Festl, geb. 1980, studierte Philosophie, Soziologie und Statistik in München, St. Gallen und Chicago, Wirtschaft in St. Gallen und Geschichte in Hagen. Er ist seit 2013 ständiger Dozent (Philosophie) in St. Gallen.
Florian Grosser, geb. 1980, studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in München, Aix-en-Provence und Berkeley. Er ist seit 2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität St. Gallen und Lecturer an der University of California, Berkeley.